Heilige im Ortsnamen

von Redaktion

Die Ortsnamen unserer Region sind weit davon entfernt, die Namen „aller Heiligen“ zu tragen; nur ein paar wenige Heilige erscheinen in unseren Ortsnamen.

Warum es manche Heilige überhaupt in den Namen eines Weilers oder eines Dorfes oder sogar einer Stadt geschafft haben, ist freilich spannend genug eingetreten. Die meisten Ortsnamen sind ja zumeist von Personennamen hergeleitet oder charakterisieren die örtlichen Beschaffenheiten. Die Namen von Heiligen aber erscheinen in den betreffenden Ortsnamen aus zwei Gründen:

Heilige als „Brückennamen“

Es handelt sich entweder um sogenannte „Brückennamen“ oder es liegen ganz individuelle Gründe vor. In beiden Fällen ist aber jeweils der Name des Heiligtums zum Orts- oder Flurnamen geworden.

Der Begriff „Brückenname“ ist dabei nicht wortwörtlich, sondern übertragen zu verstehen. Er dient dazu, den Übergang, die Brücke also, von einem bereits vorhandenen heidnischen Ort zur „Neuzeit“ der germanischen Bewohner zu bewerkstelligen. Ein dem römischen Göttervater Jupiter geweihtes Heiligtum wurde von den christianisierten Einwanderern nach St. Petrus benannt, ein Heiligtum der Göttin Minerva wurde zu einem Marienort. Ob also der Name des Peterskircherls auf dem Petersberg (beziehungsweise kleinen Madron) oberhalb von Flintsbach – 1163 folgerichtig als „cella sancti Petri in monte Maderano sita“ bezeichnet – und der von Marienberg bei Schechen – 1332 „St. Mareyn Perig“ genannt – von einem heidnischen Vorbild inspiriert ist, wäre somit gut denkbar.

Bei St. Margarethen, oberhalb von Brannenburg an den Abhängen der Hochsalwand und des Breitenbergs überaus idyllisch gelegen, könnte man ebenfalls von einer, ja sogar von zwei heidnischen Gottheiten ausgehen, und zwar von der römischen Liebes- und Schönheitsgöttin Venus über die germanische Freya bis zur – späteren – heiligen Margarethe. Diese schöne Christin hatte anfangs des 4. Jahrhunderts die Eheschließung mit einem heidnischen Stadtpräfekten verweigert. Einem Gefängnisaufenthalt, Folterungen und sogar den Angriffen des Teufels in Drachengestalt hatte sie in ganz erstaunlicher Weise erfolgreich getrotzt, bis sie der Präfekt hasserfüllt hinrichten ließ. Somit galt Margaretha gerade zur Zeit der Rodungen im 12. Jahrhundert als Patronin der Waldarbeiter, die bei ihrem Tun höchsten Gefährdungen ausgesetzt waren, die sie aber ebenso stark wie Margaretha überwanden.

Auch St. Salvator bei Prien, St. Florian bei Frasdorf und Stephanskirchen bei Rosenheim haben einen Heiligen im Namen, ebenso wie St. Leonhard in der Gemeinde Babensham, die 924 erstmalig erwähnt wurde und damals „Papinesheimon“ – Heimstatt des Papo – hieß.

Die Erwähnung des heiligen Leonhard führt uns ganz aktuell zum Thema Leonhardiritt und Leonhardifahrt. Die dort stattfindende Pferdesegnung, die zumeist am Gedenktag des Pferdepatrons Leonhard von Limoges am 6. November oder kurz vor oder nach diesem Datum stattfindet, ist bei uns am Alpenrand vielerorts der „Läachards“. Hierbei ein Hinweis für die ledigen Burschen fia s Obandln: Auf den Wägen der jungen Dirndl gibt’s oftmals den „Kiddlsockschnaps“. Oafach brobiern, ob wos gäht!

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