„Wir sind Musiker, aber in erster Linie auch Soldaten“

von Redaktion

Big Band der Bundeswehr kommt am 10. November nach Rosenheim und gibt Benefizkonzert für Jugendarbeit der Stadtkapelle

Rosenheim – Timor Chadik (41) ist in Bangkok geboren und seit 2015 Leiter der Bundeswehr Big Band. Am Freitag, 10. November, kommt er mit seinen Musikern nach Rosenheim ins Kultur- und Kongresszentrum. Was Zuhörer bei dem Konzert erwarten dürfen und wie sich die Doppelrolle als Musiker und Soldat gestaltet, erklärt Chadik im Interview mit den OVB-Heimatzeitungen.

Sie studierten an der Musikhochschule Würzburg und waren jahrelang am Theater tätig. 2006 sind Sie der Bundeswehr beigetreten. Wie kam es zu diesem Schritt?

Ich bin ein klassischer Quereinsteiger. Ich habe studiert und war dann an Opernhäusern tätig. Die Bundeswehr hatte einen Fachkräftemangel und dadurch Bedarf. So habe ich mich zu diesem Schritt entschlossen.

Und was waren Ihre Beweggründe?

Ich habe mich nach sechs Jahren am Theater gefragt, ob es wirklich das ist, was ich auf Dauer machen möchte. Ich bin Posaunist und komme ursprünglich aus dem Bereich der Blasmusik. Ich hatte auch schon einmal ein Praktikum in Kassel beim Musikchor absolviert. So habe ich mich 2005 bei der Bundeswehr beworben und mir gedacht, das könnte für mich interessant sein.

Spielen in der Bundeswehr Big Band nur professionelle Musiker?

Ja. Es gibt ein ganz normales Probespielen wie in einem Kulturorchester auch. Dafür laden wir infrage kommende Kandidaten ein und wählen dann die besten aus.

Sind das dann Musiker, die auch eine Bundeswehr-Laufbahn durchlaufen?

Wir haben einmal vier neue Musiker eingestellt, die vorher gar nichts mit der Bundeswehr zu tun hatten. Sie kamen aus dem professionellen Jazz-Bereich und hatten vorher im Bundesjugend-Jazz-Orchester gespielt und eine sehr hochwertige Förderung der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Wenn sie sich dann für uns entscheiden, müssen sie auch militärische Lehrgänge absolvieren. Das sind insgesamt sieben Monate in den ersten zwei Jahren. Das gehört dazu. Wir sind Musiker, aber wir sind in erster Linie dann natürlich auch Soldaten.

Ihre Einsätze sind dann aber an die Musik angelehnt?

Ja definitiv. Wir haben als Big Band einen Auftrag und der lautet: Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Wir führen nur Konzerte durch und haben ein Minimum an militärischen Verpflichtungen. 95 Prozent unserer Aufgabe bestehen darin, Musik zu machen.

Sie haben dadurch auch afghanische Musiker im Rahmen eines Einsatzes ausgebildet. Wie haben Sie diese Aufgabe erlebt?

Das ist das Besondere an Militärmusik: Dass wir zweieinhalb Jahre dort auch Musiker ausgebildet haben. Fünf Monate waren wir vor Ort und haben die Kultur und die Afghanen selbst auf eine ganz intime Art kennengelernt. Täglich außer am Wochenende waren wir mit ihnen unterwegs und haben musiziert. Die Afghanen haben beispielsweise ihre Hymnen immer einstimmig gespielt. Wir haben ihnen beigebracht, auch zwei- und dreistimmig zu spielen. Sie waren es auch nicht gewohnt, dass der Musiker neben ihnen etwas komplett anderes spielt. Das war eine Herausforderung. Außerdem lesen die Afghanen von rechts nach links, den Notentext mussten sie aber von links nach rechts lesen.

Inwieweit fließt das Militärische denn Ihre Musik mit ein?

Musikalisch gesehen sind wir eine Big Band. Wir haben aber eine größere Rückgruppe als zum Beispiel die BR- oder SWR-Big Band. Wir spielen mit zwei Gitarren und zwei Keyboards. Das macht eine klassische Big Band nicht. Neben den vier Rundfunk-Bands sind wir die fünfte, einzige professionelle Big Band in Deutschland. Beim Konzert merkt man das Militärische nur an der Uniform. An der Musik merkt man es nicht. Wir werden nach Rosenheim mit viel Lichttechnik kommen. Außerdem mit einer eigenen LED-Wand und unserer eigenen Videotechnik.

Und musikalisch erwartet die Zuhörer in Rosenheim was genau?

Wir haben immer ein Motto. Das nennt sich Swing, Rock, Pop. Das deckt eigentlich alles ab, was wir spielen und ist ein breit gefächertes Repertoire. Für jeden ist da etwas dabei. Nur Marschliebhaber, die kommen nicht auf ihre Kosten, da wir tatsächlich keinen Marsch spielen.

Interview: Susanne Hoffmann

Konzert am 10. November

Die Big Band der Bundeswehr kommt am Freitag, 10. November, in das Rosenheimer Kultur- und Kongresszentrum. Um 20 Uhr geht das Benefizkonzert, das die Stadtkapelle für ihre Jugendarbeit veranstaltet, los. Karten sind beim Kultur- und Kongresszentrum unter E-Mail ticketverkauf@vkr-rosenheim.de zu erhalten oder unter Telefon 08031/3659365.

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