Aschau – Die Jahresausstellung des Kunst- und Kulturvereins zu Hohenaschau präsentiert sieben Künstler. Zwei von ihnen waren bereits einmal in den Räumen der Galerie zu sehen: Michael Dillmann und Petra Levis.
Da ist im Erdgeschoss die junge Malerin Melanie Siegel, die bereits am Eingang der Ausstellung für Aufsehen sorgt: Vor allem das Bild Nummer zwei sticht ins Auge. Scheinbar realistisch wirkt hier eine breite Treppe. Bei intensiverer Betrachtung fallen undefinierte Stellen auf. Ein anderes Ölbild zeigt augenscheinlich einen Tennisplatz. Er ist von verschwommenen Büschen überschattet, die offensichtlich fehl am Platz sind. In den Bildern herrscht ein dynamischer Wechsel von Schärfe und Unschärfe. Die Technik der Lasur mit oft extrem dünnen, immer wieder übereinander aufgetragenen Farbschichten verleiht den Bildern eine intensive Farbbrillanz. Die surrealistischen Landschaften wirken märchenhaft, gar geheimnisvoll.
Ganz anders erscheint die Ausstellung im Flur des ersten Stockwerks: Da wird es bunt. Mit Petra Levis Wirken wird es süß: Kunterbunte Smarties, rot-weiß gestreifte Pfefferminzbonbons und aufwendig dekorierte Pralinen laden zum Anbeißen ein. Leider sind die Süßigkeiten nur Aquarelle auf Papier. Levis schöpft ihre Motive aus einer jahrelangen Sammlung von Objekten, die aufgrund der Farbe, Form und des Ornamenthaften ihre Aufmerksamkeit erregten. So beschäftigt sie sich mit der Abbildung von Süßigkeiten, Milch, Wasser, Tassen, Tellern und Bechern. Feinste Linien sind ebenso präzise gemalt wie große Flächen. Klare Farben bestimmen das Bild. Nichts ist zufällig, auch nicht der Lichteinfall. Levis spielt damit. Sie platziert ihre Objekte auf glatte, leicht mattierte Oberflächen, wodurch eine etwas verschwimmende Spiegelung entsteht.
Michael Dillmann zeigt Eitempera- und Ölbilder auf Holz aus der Serie „Unterwegs“ im ersten Raum im ersten Stockwerk. Zu sehen sind meist Personen, die trotz der Verschwommenheit klar erkennbar sind. Die Farben sind sanft.
Im krassen Gegensatz dazu steht die Kunst im zweiten Raum. Hier trifft der Besucher auf Zeichnungen aus der Mappe „Pocitelj“ von Dzeko Hodzik. Der in Sarajewo geborene Künstler war nach Ende des Bosnienkriegs dorthin zurückgekehrt.
Karten aus zerstörter Künstlerkolonie
Den Krieg hatten nur dreizehn seiner Bilder überlebt. Er begann aus den zerstörten Ruinen der Künstlerkolonie „Pocitelj“ alte Karteiunterlagen zu sammeln. Diese angebrannten, teils zerstörten Karten ließ er mit Mitteln der Kunst wieder leben und von den Gräueln des Kriegs als stumme Zeugen erzählen. Es sind fragile Collagen, die an archäologische Kostbarkeiten erinnern oder an Lanzen, Spitzen und Speere.
Es folgt Raum drei. Hier sind die Mischtechniken des Franzosen Bernard Boisset zu sehen, der heute in München lebt. Mit ihm kommt Farbe ins Spiel: erstmals reine Abstraktion. Diese hat eine erstaunliche Leichtigkeit. Die durch den Bildraum wirbelnden Farbbänder, Kleckse, Streifen und Spritzer scheinen sich vom weiß-neutralen Grund zu lösen und schwerelos durch den Raum zu schweben. Ähnlich durchlüftet wie die Ölbilder sind die Zeichnungen. Die Kritzeleien mit Buntstift und Kohle sowie die Andeutungen von Acryl als grafische Notate wirken kraftvoll.
Im gegenüberliegenden Raum vier residiert der Mauermaler Kiddy Citny. Seine Herzen errangen nach der Wende als Symbol der neuen Einheit Berühmtheit. Auch in dieser Ausstellung dominieren sie neben weiblichen Kussmündern oder Krönchen – so die Titel der Acrylbilder wie „Luftkuss“ oder „Most beautiful girl in the world“. Citny erhebt keinen künstlerischen Anspruch auf seine Bilder: Er will damit an die Berliner Mauer erinnern.
Neben der Malerei werden Skulpturen aus Betonguss von Hannes Stellner präsentiert. Erhaben thronen dort ein Panther- und ein Pferdekopf sowie Mädchenköpfe mit den Titeln „Bildnis“ und „Gruß aus Naumburg“.
Die Ausstellung in der Galerie an der Festhalle in Hohenaschau ist bis 17. Dezember mittwochs von 15 bis 17 Uhr, freitags und samstags von 15 bis 18 Uhr sowie sonntags von 10 bis 12 und von 15 bis 18 Uhr zu sehen.