Bad Aibling – Der Besuch war mäßig und mäßig geheizt war der kleine Kursaal in Bad Aibling beim Auftritt des „Local Hero“, als den Kurdirektor Thomas Jahn den Jazzpianisten Chris Gall präsentierte. Der hatte sich mit dem Jazzgitarristen Andreas Dombert zusammengetan. „Vier Hände, 236 Saiten, keine Regeln“, dichtete das Programmheft.
So regellos war es dann nicht, aber musikalisch ein symbiotisches Experiment, wenn sich ein Akustik-Klavier und eine Archtop-Jazzgitarre vereinen. Gezupfte und geschlagene Saiten beziehungsweise deren Klänge vermischen und vermählen sich, reizen sich gegenseitig und geben sich gegenseitig immer neue Energien. Oft wusste man im ersten Moment nicht, kommen die Töne von dem Klavier oder den Gitarrensaiten – sind sie gezupft oder geschlagen?
Die Kompositionen der beiden Musiker waren geprägt von vielen perkussiven, motorischen und repetitiven Motiven, mehr als es melodische gab. In „Der Puppenspieler“ von Chris Gall wechselten die perkussiv-rhythmischen Funktionen ständig zwischen den beiden Instrumenten. In „Unerbittlich“ wurde der insistierend-repetitive Rhythmus unerbittlich durchgehalten, was dem Publikum sehr gefiel.
In einem Stück, das Chris Gall nach einem Argentinien-Aufenthalt komponiert hatte, ist der tosende Verkehr auf der berühmten „Avenida 9 de julio“, der breitesten Straße der Welt mit insgesamt 20 Fahrstreifen, musikalisch umgesetzt: Großstadt-Atmosphäre in Jazz-Musik.
Jazzige Prélude
mit viel Rhythmus
„Seven drops“ heißt ein Stück von Andreas Dombert, ein jazziges Regentropfen-Prélude im unruhigen 7/16-Takt mit viel Rhythmus-Kraft, „Minimal Music“ ein Stück für Gitarre solo mit nie nachlassender Rhythmus-Energie auf einem Ton, aus dem sich langsam einzelne Melodie-Töne herausschälen und das sich am Ende konvulsivisch-krachend entlädt, bevor es wieder auf das reine rhythmische Motiv zusammenfällt.
Geradezu wütig-motorisch klang ein Gitarrenstück mit dem Titel „Ein leeres blaues Blatt Papier“, ähnlich rhythmisch-motorisch dann mit Klavier das von Gall komponierte „Klagelied der Note a“.
Das animierte Publikum erklatschte sich noch eine Zugabe, der die Farbe Weiß den Titel gab.