Texte, die ohne Übersetzung berühren

von Redaktion

Pippo Pollina Trio begeistert im Ballhaus – Publikum steht zu „Ciao bella, ciao“ auf

Rosenheim – Für ihn sei es fast ein Heimspiel, meint Pippo Pollina, als er im ausverkauften Ballhaus vor sein Publikum tritt. Nicht nur, dass seine Freunde und Musikerkollegen wie Martin Kälberer und Schmidbauer aus der Region anwesend sind, seine Fans halten dem Sizilianer stets die Treue – auch wenn kaum einer der italienischen Sprache mächtig ist.

Brauchen diese Lieder voller Emotionen Übersetzungen? Die stimmungsvollen Balladen des charismatischen Musikers erzählen durch ihre Melodien und Tempiwechsel von Freundschaft und Abschied, von Mut zum Aufbegehren, Freiheit und Toleranz. „Ancora camminando“ – einen Spaziergang durch die Vergangenheit unternahmen Pollina und seine Mitstreiter Michele Ascolese (Gitarre und Banjo) und Roberto Petroli (Multitalent an Saxofon, Klarinette, Mundharmonika, Keyboard und Drums).

Im ersten Teil des Konzerts erzählte Pollina, teils mit Filmen und Übersetzungen untermalt, Lebensgeschichten aus seiner Jugend in Palermo, seinen Kampf, trotz Mafiakrieg und Cosa Nostra zu leben, zu laufen und nicht unterzugehen. „Laddove crescevano i melograni“ – wo die Granatäpfel gewachsen sind – im Garten seiner Großeltern, widmet er sich dieser dunklen Zeit, in der die erste große Mafiabewegung in Italien startete.

„Gemeinsam machten sich Anfang der 80er-Jahre Kunst und Wissenschaft auf, ein besseres System zu finden für eine bessere Zukunft“, so Pollina. Er war ein Teil davon. Statt als Anwalt gegen das Verbrechen zu kämpfen, entschloss er sich als studierter Jurist, in seinen Songs Missstände anzuprangern. Er will, dass seine Fans nicht wegsehen, sondern aufstehen gegenüber Machtmissbrauch und Intoleranz – „Io non ho paura`“ sein Lebensbekenntnis und Mutmachlied. Eines seiner ganz großen Vorbilder ist Cassius Clay, alias Muhammed Ali. „A mani basse“ ist seine Hommage an den friedliebenden Boxer, dessen Aufbegehren gegen das Töten von Unschuldigen im Vietnam-Krieg ihn ins Gefängnis brachte. Doch nicht nur traurige Lieder voller Melancholie rissen die Zuhörer mit.

Fröhliche Erinnerungen an Ferien am Meer „Mare, mare, mare“, oder seine spannende Erfahrung gemeinsam mit dem Züricher Symphonieorchester auf Tournee zu gehen, belebten das Hörvergnügen. Zum Finale hielt das Publikum nichts mehr auf den Stühlen, es klatschte begeistert mit zu „Ciao bella, ciao“ und „La vita e bella“.csi

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