Wasserburg – „Unsere Welt braucht Kunst“ rief Ute Lechner am Ende ihrer Dankesrede aus. Die international gefragte Bildhauerin Ute Lechner wurde im historischen Rathaussaal von Wasserburg von Landrat Wolfgang Berthaler mit dem mit 500 Euro dotierten Kulturpreis 2017 des Landkreises Rosenheim ausgezeichnet.
Landrat Wolfgang Berthaler ehrte in dem kurzweiligen Festabend zudem die Hackbrettspielerin Johanna Trifellner und die Rockband Tilda mit dem Kulturförderpreis sowie die Gebirgstrachtenerhaltungsvereine Eichenlaub Schönau und Achentaler Rohrdorf mit dem Kultursonderpreis.
Zu Beginn sagte Landrat Berthaler: „Es macht einen immer stolz, einem Landkreis vorstehen zu dürfen, in dem die Kultur so vielfältig ist.“ Es seien heuer „ideale Preisträger“, die zudem aus allen Regionen des Landkreises kämen.
Wasserburgs Bürgermeister Michael Kölbl stellte zu Beginn den historischen Rathaussaal vor: „Er ist bestens geeignet für eine Kulturpreisverleihung. Ein echter Festsaal, der auch als solcher konzipiert worden war.“ Bürgermeister Kölbl als auch der Landrat lobten die Kulturpreisträgerin Ute Lechner als eine der renommiertesten Künstlerinnen in der Region. Kölbl: „Sie ist eng mit Wasserburg verbunden. Ihre Kunstwerke stehen überall im städtischen Raum oder im Umfeld der Stadt.“
Chistoph Maier-Gehring, Kulturreferent des Landkreises, beschrieb in seiner Laudatio Ute Lechner als eine lebenskluge und liebenswürdige Künstlerin, eine wirkliche „Grand Dame“ der hiesigen Kulturszene. Ihre Werke seien eine „sehr sinnliche Kunst“, schwärmte Maier-Gehring. Insbesondere meinte er damit ihre Figuren, die rätselhaft zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion wechseln. Als einen wichtigen Schwerpunkt im Schaffen Ute Lechners beschrieb der Kulturreferent zudem Kugeln in allen erdenklichen Größen aus Eisenguss, Aluminiumbronze oder hochglänzendem Messing. Die Skulpturen und Installationen von Ute Lechner sind in vielen Ländern zu sehen. Die Gewinnerin von mehreren wichtigen Kunstpreisen initiierte zusammen mit ihrem künstlerischen Weggefährten und Ehemann Hans Thurner 1988 den Wasserburger Skulpturenweg. Zudem brachten Lechner und Thurner den Skulpturenweg in Obing mit auf den Weg.
Weil der ehemalige Obinger Bürgermeister Hans Thurner Anfang September überraschend im Alter von 66 Jahren starb, wollte der Laudator den Kulturpreis des Landkreises Rosenheim auch als eine kleine posthume Würdigung seiner künstlerischen Arbeit sehen.
Ute Lechner zeigte sich in ihren Dankesworten sehr bewegt, vor allem als sie an ihren erst kürzlich verstorbenen Ehemann erinnerte. Es sei nicht selbstverständlich, dass Frauenkunst geehrt werde, meinte die Künstlerin. Zum Schluss sagte sie: „Was im Leben nicht geht, macht die Kunst möglich. Unsere Welt braucht Kunst!“
Kultursonderpreise für
Theaterproduktionen
Den Trägern des Kulturförderpreises, der mit je 2500 Euro dotiert ist, sagte der Kulturreferent des Landkreises eine vielversprechende musikalische Zukunft voraus. Die 17-jährige Johanna Trifellner aus Bad Endorf bewies auf der Bühne unter anderem mit einem Stück des ungarischen Komponisten Geza Allaga, dass man auf dem eher aus der Volksmusik bekannten Hackbrett auch klassische Musik spielen kann. Trifellner gewann 2015 im Hackbrett-Solo im Bundeswettbewerb von „Jugend musiziert“ in Hamburg. 2016 wiederholte sie Platz eins, diesmal mit ihrem Hackbrett-Trio Saltrio, zusammen mit Johanna Stössel und Johannes Mayer.
Mit „Old-School-Rock“ präsentierten die zweiten Kulturförderpreisträger eine ganz andere Art von Musik. Als eine Retrospektive auf Classic Rock, Blues, Pop, Country und Folk beschreiben die fünf der Band Tilda selbst ihren Musikstil. Tilda, das sind Florian, Simon und Marinus Aß aus Rimsting sowie Matthias und Florian Micklitz aus Prien. In ihren Konzerten spielen sie ausschließlich Eigenkompositionen, alle in Englisch. Mit ihrem „Old-School-Rock“ gewannen sie den Jury-Preis beim Süddeutschland-Finale des Emergenza-Contests in München und die regionale Ausscheidung des Hard-Rock-Rising-Contests. Ihre erste CD wird am am 25. November herausgegeben.
Mit dem mit je 1500 Euro dotierten Kultursonderpreis ehrte der Landkreis Rosenheim heuer zwei Theaterproduktionen. Zum einen das Freilichtspiel „Madam Bäuerin“ der Theatergruppe des Gebirgstrachtenerhaltungsvereins Achentaler Rohrdorf und zum anderen das „Schönauer Krippenspiel“, für das der Gebirgstrachtenerhaltungsverein Eichenlaub Schönau verantwortlich zeichnete. 1946 verlegte der Schönauer Schullehrer Wolfgang Koller die Weihnachtsgeschichte ganz bewusst in die damalige Gegenwart und beschrieb Parallelen zwischen der Nachkriegszeit und den Inhalten der Weihnachtsgeschichte. Im Dezember 2016 gab es sieben weitgehend ausverkaufte Vorstellungen mit begeisterten Zuschauern.
Genauso wie die Schönauer präsentierten auch die Rohrdorfer einen Ausschnitt aus ihrer Aufführung. Besonders gefiel das Lied, das der Liederkranz Rohrdorf vortrug. Im Stück „Madam Bäuerin“, das nach dem gleichnamigen Roman der bayerischen Schriftstellerin Lena Christ entstand, wird die nicht immer problemlose Lebenswirklichkeit in einem bayerischen Dorf zu Beginn des 20. Jahrhunderts erzählt. An die 100 Akteure hatten dabei mitgewirkt. „In Rohrdorf hat sich wieder einmal herausgestellt, wie wichtig das Gelingen einer großen Theateraufführung für den Zusammenhalt eines ganzen Dorfes sein kann“, schloss der Laudator.