Inspiriert von den Stones und den Beatles

von Redaktion

Rockband Tilda erhält Kulturförderpreis 2017 in Wasserburg – Fünf junge Männer rocken und komponieren

Prien – Groß war die Überraschung, als Simon Aß den Briefkasten zu Hause bei sich in Rimsting öffnete: Kulturförderpreisträger 2017 stand da in einem Brief geschrieben. Damit hatte weder er noch einer seiner vier Bandkollegen gerechnet. Umso größer war natürlich die Freude, dass die fünf jungen Männer mit ihrer Rockband Tilda den mit 2500 Euro dotierten Preis zugesprochen bekamen, nachdem sie der Rimstinger Gemeinderat dafür vorgeschlagen hatte.

Bodenständig, realistisch, sympathisch: Marinus (25) und Simon (29) Aß wirken beim gemeinsamen Kaffeetrinken in Prien weder abgehoben, noch verblendet – dabei ist der Kulturförderpreis nicht die erste Auszeichnung für ihre Band.

2014 belegten sie den zweiten Platz bei „Simply the Best“ im Rosenheimer Lokschuppen. 2015 gewannen sie den Jury-Preis beim Süddeutschland-Finale des Emergenza-Contest in München. Heuer entschieden sie außerdem den Hard-Rock-Rising-Contest in München für sich.

Bei so vielen Preisen – ein Grund, sich hauptberuflich für die Musik zu entscheiden? Auf diese Frage hin schütteln die Brüder entschieden den Kopf. „Wenn es ginge, würden wir das natürlich gerne“, sagt Simon Aß, der in München Anglistik und Linguistik studiert. Er lächelt. „Aber wir sind da realistisch“, fügt sein Bruder Marinus Aß, der in Freising den Bachelor in Landwirtschaft macht, hinzu. „Als oberbayerische Band mit englischen Texten ist das nicht so einfach. Wir werden sehen, was die Zukunft so bringt“, sind sich beide einig.

Apropos Zukunft: Gebrauchen konnten die Aß-Brüder, die zusammen mit ihrem ältesten Bruder Florian (31) und den Prienern Geschwistern Matthias (29) und Florian Micklitz (27) in der Band Tilda Musik machen, den Preis allemal: Erst kürzlich erschien ihr erstes Album „Brothership“, auf dem sich 13 eigenkomponierte Songs befinden und das natürlich Geld kostete.

Vorbilder haben die jungen Männer durchaus – und zwar ganz große: die Beatles und die Stones. Nur musikalisch oder auch optisch? Die beiden schmunzeln: Ihre prächtige dunkelblonde Haarmähne erinnert durchaus etwas an Paul McCartney – aktuellen Trends von „Undercut“ und Kurzrasur trotzen die beiden konsequent. „Ich weiß nicht, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn ich nicht die Stones- und Beatles-Platten meines Vaters gefunden hätte“, gibt Simon Aß zu. Er erinnert sich noch genau, wie er mit neun Jahren die erste Schallplatte aus dem Regal zog.

Tilda hat nicht nur eine starke Stimme: Gleich drei sorgen für den richtigen Klang. Das sind: Simon und Marinus Aß sowie Florian Micklitz, der derzeit in München Lehramt für Deutsch und Geschichte studiert. Die drei spielen außerdem alle Gitarre. Marinus Aß sorgt zusätzlich für Klänge am Keyboard. Matthias Micklitz ist als Maschinenbauingenieur nicht nur für die Technik verantwortlich und spielt die Bassgitarre. Florian Aß ist geprüfter Schlagzeuglehrer – natürlich hat er dadurch die Drumsticks bei Tilda in den Händen.

Inspiration für ihre Lieder gibt es aus ganz unterschiedlichen Quellen. Überwiegend komponieren die drei Sänger. „Bei einem Kenia-Aufenthalt sind mir die vielen Esel-Karren aufgefallen. Die hatten sowohl Vor-, als auch Nachteile. Letztere ergaben sich zum Beispiel, wenn dem Besitzer der Esel davon gelaufen ist. Das Thema fand ich einfach witzig – daraus entstand dann ein Lied“, berichtet Marinus Aß. „Ich habe einen Song schon einmal in einer halben Stunde geschrieben. Oft verändert sich dann vieles noch beim gemeinsamen Proben“, ergänzt Simon Aß.

Eine Probe im

Monat, ein Auftritt

Pro Monat spielt die Band rund einen Auftritt: Mal mehr, mal weniger. Die gleiche Anzahl an Proben findet ebenfalls im Monat statt, da die einzelnen Bandmitglieder nicht alle in einer Stadt wohnen. Die Band Tilda, deren Namen sich übrigens von Katze Mathilda der Familie Aß – einem charakterstarken Tier – ableitet, hat noch viele Träume. Gerne würden die jungen Männer beim Frequency-Festival in Österreich spielen. Unerreichbar ist dieses Ziel garantiert nicht.

Der nächste Auftritt der Rockband Tilda in der Region ist am Samstag, 27. Januar, um 20 Uhr beim Kramerwirt in Hemhof bei Bad Endorf.

CD Brothership

13 selbst getextete und komponierte Lieder befinden sich auf der ersten Tilda-CD „Brothership“. Der Indie-Rock geht schnell ins Ohr und muss qualitativ längst keine Abstriche machen gegenüber Bands, die schon lange im Geschäft sind.

Zum Schmunzeln bringt einen beispielsweise das Lied „Me and my Donkey“. Tilda vergleicht hier den Esel-Karren in Afrika mit dem Auto: Man braucht kein Benzin und kein Schutzblech, dafür hat der Karren aber auch Nachteile. „Rainstorm“ dagegen stimmt etwas melancholischer. Der Gewittersturm im Lied wirkt wie eine Metapher fürs Sterben. Etwas abgedrehter wirkt hingegen das Lied „Utopia“.

Eine empfehlenswerte CD mit Ohrwurmgarantie. Alle Lieder gibt es zum Herunterladen auf den üblichen Internetportalen wie iTunes, Spotify und Deezer.

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