Bad Aibling – Klezmer ist eine aus dem Judentum stammende, jahrhundertealte Volksmusiktradition. Ihr Repertoire besteht überwiegend aus instrumentaler Musik zur Begleitung von Hochzeiten und Festen. Die Instrumentalgruppe „Klezmotion“, die diese Musik lebendig hält, verwandelte das Novalis-Haus in Bad Aibling in einen Ort beschwingter, heiter-melancholischer Lebensfreude. Zwischen den einzelnen Musikstücken las Petra Papke Literarisches von jüdischen Autoren, darunter von Heinrich Heine, Mascha Kaléko und Kurt Tucholsky.
Die vier Musiker Pia-Janner Horn (Violine), Reinhard Hausner (Klarinette), Wolfgang Hierl (Gitarre) und Erich Kogler (Kontrabass) spielten die mit Jazz- und Tangoelementen angereicherten melodischen Lieder einfühlsam und ausdrucksstark. Mal kennzeichnete die Stücke trauriger Ernst, dann wieder überschäumender Frohsinn. Berührend war „forget the tears“, ein Lied, in dem die Klarinette einen wehmütigen Klagegesang anstimmte, voller schräger Melodik im Walzerrhythmus das Stück „schostavals“.
Eigentümliche Klangeffekte
Gelegentlich wurden Gitarre, Violine und Kontrabass als Schlaginstrumente verwendet und erzeugten so eigentümliche Klangeffekte. Die Musik flutete, besänftigte, tröstete, um plötzlich funkensprühende Kapriolen zu schlagen. Die in der Tonart zwischen Dur und Moll wechselnden Musikstücke erinnerten nicht selten an orientalische Harmonik und endeten meist mit Trillern oder leise ausklingendem Staccato.
In Stimme und Gestik lebendig, farbig und facettenreich las Petra Papke die literarischen Texte. Ob mit kalauerndem Witz wie in manchen Gedichten Tucholskys, mit düsterer Emphase wie in Heines „Belsazar“ oder stiller Nachdenklichkeit wie in der „Chinesischen Legende“ von Mascha Kaléko, stets traf sie den passenden Ton, den richtigen Ausdruck. Während der Musikstücke fanden die Zuhörer genug Zeit, um die Texte nachwirken zu lassen. Nach dem begeisterten Beifall des Publikums gab es schließlich noch ein Gedicht von Tucholsky und ein Klezmerstück zum Mitdenken und Mitsummen.