Die Zweite des Zither-Zampanos

von Redaktion

Neue CD „El Zessions“ des virtuosen „El Zitheracchi“ – Künstler auch heute, Donnerstag, in Rosenheim zu erleben

Rosenheim – Er gibt sich als Phänomen auf der Bühne, schaut nur knapp unter seinem Schlapphut hervor: „El Zitheracchi“, der Erfinder des „modernen Raubzitherthums“, wie er 2013 seine erste CD mit Zithermusik nannte.

Der Virtuose auf dem althergebachten Saiteninstrument ist zwar nicht der Erste, der es „entstaubte“ – das war der „Zither-Manä“, der unter anderem Jimi-Hendrix-Stücke darauf interpretiert hat – aber „El Zitheracchi“ entlockt dem Instrument eine neue Variante des ihm innewohnenden Zaubers.

Zudem bietet der anonym bleiben wollende Zither-Zampano immer wieder zwischendurch auf Bayerisch merkwürdige Kurztexte.

„El Zessions“

besteht aus 14 Titeln

Seine zweite CD „El Zessions“ besteht aus 14 Titeln, die bei Konzerten in der Region aufgenommen wurden. Sie lotet die Grenzen zu Latin und Jazz aus und dringt auch in die Pop-Szenerie vor. Mit einer Verbeugung vor dem Oberaudorfer Hans Berger beginnt die CD wunderbar getragen mit dessen „Seebacher Landler“. Wie eine Fantasiereise trägt das nächste Instrumentalstück „Acoustic Zithaflight“ den Zuhörer in eine andere Welt: Augen zu, Ohren auf!

Umgekehrt wäre es bei dem folgenden „Koa lustigers Leben mei Oad“ besser gewesen, wo unter anderem die humorvoll-nachdenkliche Schilderung eines verunfallten Mountainbikers thematisiert wird. „Schön voran“ ist danach eine angenehm rhythmusgetragene Melodie mit dem Percussionisten „Der Demirurg“; dagegen kommt das kurze „Grantig“ als musikuntermalte bairische „Wutrede“ daher. Als Rezitator steuerte Wolfgang Ramadan seinerseits noch ein flottes „Hack Zack Hack Zack“ bei.

Filigran beginnt „Sankt Leo Hang“ mit dem gleichnamigen Schlagwerkinstrument des Bandmitglieds Hang Solo im Duett mit der Zither, das sich zu einer komplexen Melodie formt, die der Münchner Komponist Dr. Rainer Fabich mit dem Saxofon abrundet. Von der Band „U2“ stammt „With or without you“; von Nik Kershaw „Wouldn’t it be good“. Diese und den Bill-Withers-Titel „Ain’t no sunshine“ interpretiert mal innig, mal eindringlich Joanna Solarska. Ihre Stimme bereichert das Album außerordentlich. Ramadans kurzes „Stad wia a Berg“ lehnt sich inhaltlich an das „Herz wia a Bergwerk“ von Rainhard Fendrich an, und „Missya’s Song“ vereint in einer eingängigen Melodie die verzaubernde Gesangskunst Solarskas und Fabichs Sopransaxofon. Das beschwingte „Da Greane Jaguar“ lässt an eine Ausfahrt mit einer vierrädrigen „englischen Katze“ durch unsere schöne Landschaft denken – jedenfalls den Rezensenten. Mit „Freiheit“ endet das Album bairisch-instrumental. Auf dem CD-Cover findet sich klein gedruckt der Hinweis: „Vol.1“. Man darf sich also auf weitere Veröffentlichungen der Konzert-Sessions von „El Zitheracchi“ und seinen fünf Freunden freuen. Wer „El Zitheracchi“ gleich erleben möchte, hat dazu heute, Donnerstag, um 20 Uhr die Gelegenheit bei „Rolfs Kleinkunstbrettl“ im „Happinger Hof“ in Rosenheim.

„El Zessions“ Vol. 1, El Zitheracchi and friends, LC 1103824, erhältlich bei „JD Records and Pictures“ GmbH, Eichenweg 9, 83556 Griesstätt, Telefon 08039/ 9086177. hh

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