Ein Genuss für Musikkenner

von Redaktion

Kammerorchester sorgt mit hochkarätigem Programm für Begeisterung

Kolbermoor – Sie gehören zu den kostbaren Kleinoden der Mangfallstadt: die Konzerte des Kammerorchesters Kolbermoor. Zum einen wegen des freien Eintritts, zum anderen wegen der günstigen Vorstellungszeit am frühen Abend. Aber vor allem wegen des besucherfreundlichen Angebots an alle Musikinteressierten, das mit gut ausgewählten Programmen den Musikkennern Genuss bereitet.

Auch dieses Mal verbarg sich hinter dem schlichten Titel „Barockkonzert“ in der Kirche Heilige Dreifaltigkeit ein musikalisch hochinteressantes Programm. Orchesterleiter Martin Kreidt ließ seine Musiker zunächst die selten zu hörende erste Sinfonie von Friedrich dem Großen spielen: Die Sinfonie des königlichen Komponisten kann sich mehr als hören lassen, vor allem wenn sie so schwungvoll und dynamisch differenziert gespielt wird wie vom Kammerorchester.

Trotz der schwierigen Akustik der Kolbermoorer Kirche, bei der wegen ihres langen Nachhalls manchmal die Gefahr besteht, dass alles zu klanglichem Einheitsbrei wird, gelang dem Orchester eine durchsichtige, fein artikulierte Interpretation, die alle galanten Elemente des Werks zur Geltung brachte.

Etwas strenger daher kam das „Concerto Grosso“ des englischen Barockkomponisten Charles Avison, der Sonaten seines italienischen Komponistenkollegen Domenico Scarlatti für Streichorchester bearbeitet hatte: Auch hier überzeugte das Orchester durch eine präzise Artikulation, die die höchst verschiedenen „Temperamente“ der fünf Sätze jeweils gut herausarbeitete.

Mit einem weiteren musikalischen Höhepunkt wartete das Programm auf: Es folgte das Bratschenkonzert von Georg Philipp Telemann. Die Bratsche hat nicht oft die Möglichkeit, als Soloinstrument zu glänzen, denn allzu viel Literatur für sie gibt es nicht.

Solist Marinus Kreidt nutzte die Gelegenheit, sein Instrument ins allerbeste Licht zu rücken: Mit goldenem, warmem Bratschenton, aber ebenso mit einer in großer Leichtigkeit gezeigten Virtuosität malte er ein facettenreiches musikalisches Charakterbild der Viola.

Gerade im Wechselspiel mit dem aufmerksam begleitenden Orchester kamen die unterschiedlichen Klangfarben der anderen Streichinstrumente im Kontrast zur feinfühligen Soloviola von Marinus Kreidt deutlich zur Geltung. Durch die lebhaften Tempi war das Bratschenkonzert an keiner Stelle etwa klebrig, sondern jugendlich frisch und interessant.

Marinus Kreidt meisterte das Kunststück, in ein und demselben Konzert an zwei Instrumenten zu wirken: Beim abschließenden Konzert für vier Violinen in h-Moll von Großmeister Antonio Vivaldi übernahm er neben Stephanie Wagenstaller, Henrike Höpfner und Martin Kreidt ebenfalls einen der vier Soloparts. Vivaldis Konzert ist gerade im Live-Event besonders spannend: Nur hier erlebt man den konzertanten Wettstreit ebenbürtiger Solostimmen auch optisch so interessant, angereichert durch die Einsätze der Tutti-Stimmen – das ist musikalische Abwechslung und Freude pur.

Martin Kreidt hat bei Vivaldis Konzert sein Orchester zu einer ausgezeichneten Interpretation geführt und sein Orchester zu einem homogenen, aber immer transparenten Klangkörper geformt.

Die begeisterten Zuhörer in der voll besetzten Kolbermoorer Stadtpfarrkirche waren nach kurzweiligen 60 Minuten hingerissen und entließen die Musikerinnen und Musiker nach einer Zugabe nur ungern.sbe

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