Dämonentanz und Hexensang

von Redaktion

„Bayerische Rauhnacht“ als schaurig-schöne Reise in eine archaische Welt

Rosenheim – Um die Tage zwischen den Jahren ranken sich viele alte Bräuche und magische Rituale. Bei der Bühnenshow „Bayerische Rauhnacht“ im Kultur- und Kongresszentrum Rosenheim wurden alle Register gezogen, um dieser besonderen Atmosphäre Gestalt zu verleihen. Mit Pyroeffekten, Klangkollagen, wilden Gestalten, gruseligen Geschichten und schaurig-schöner Musik wurden die rund 900 Besucher hineingezogen in eine archaische Welt.

Zwölf Rauhnächte gibt es laut Überlieferung, sechs im alten und sechs im neuen Jahr. Sie beginnen am 21. Dezember und enden am 5. Januar. Laut Volksglauben steht während dieser Zeit das Tor zum Totenreich offen. Neben dem germanische Kriegsgott Wotan ziehen dann auch viele Geister und Dämonen durch die Lande. Man kann sich gut vorstellen, wie viel Angst die Menschen im Dunkel des Winters vor diesen finsteren Gestalten hatten, in Zeiten, in denen es nur Kerzen als Lichtquelle gab.

Genau da setzte die „Bayerische Rauhnacht“ an. Allein die Kulisse sorgte schon für diese besondere, mystisch, schauerliche Atmosphäre: In der Mitte lag ein abgestorbener Baum, umwoben von Spinnweben. Dicke Nebelschwaden zogen träge ihre Bahnen, aus einem Kessel züngelten Flammen. Am Rande der Bühne stand einsam ein Wegkreuz mit einer Bittkerze. Auf der Leinwand im Hintergrund vollzog eine brennende Hand eine Metamorphose zu einem Totenschädel, Augenblicke später blickten die Zuschauer dann wieder auf ein finsteres, geheimnisvolles Gewässer.

Schon an dieser enorm aufwendigen Gestaltung wurde deutlich, mit wie viel Leidenschaft diese Bühnenshow geplant wurde. Allen Akteure, die dann, nach und nach, auf die Bühne kamen, merkte man ebenfalls an, mit wie viel Begeisterung sie bei der Sache waren.

Allen voran Harald Krassnitzer. Der österreichische Schauspieler ist bekannt für seine Rollen in „Tatort“ und „Der Winzerkönig“. Bei seinem Auftritt in Rosenheim bewies der 57-Jährige, dass er auch ein begnadeter Erzähler ist. Seine tiefe, einfühlsame Stimme passte bestens zu den alten Sagen, Legenden und Erzählungen rund um die „Bayerische Rauhnacht“.

Obwohl sich seine Rolle auf der Bühne darauf beschränkte, an einem Tisch mit einem Totenschädel zu sitzen und vorzulesen, war er die tragende Säule dieser Veranstaltung.

Die Raith-Schwestern wirbelten als Hexen

„D`Raith-Schwestern und da Blaimer“ verkörperten trefflich drei Hexen. Mit unheimlichen Lachen wirbelten Tanja und ihre jüngere Schwester Susi mit wallenden Haaren um den Feuerkessel und sangen dabei schaurig-schöne bayerische Weisen in ihrem ganz eigenen Stil. Tanjas Ehemann, Andreas Blaimer, begleitete die Damen mit der Gitarre und sang auch mal mit, hielt sich aber meist dezent im Hintergrund. Nur dann und wann griff er zur Wahrsagerkugel und wanderte bedächtigen Schrittes durch das Bühnenbild.

Fast gänzlich hinter den Nebelschwaden verschwand die bayerische Band „Die Hundsbuam“. Passend zur unheimlichen Atmosphäre schienen ihre eigens für die „Bayerische Rauhnacht“ komponierten und getexteten Lieder und ihre instrumentalen Arrangements aus dem Nichts zu kommen.

Abgerundet wurde das zweistündige Programm von den Kirchseeoner Perchten. Wie auch alle anderen Mitwirkenden standen sie mal mit Tänzen und Sprüchen im Mittelpunkt und wurden dann wieder quasi ein Bestandteil der Kulisse. Sie nahmen Platz auf Stühlen und Bänken und schauten finster und anklagend herunter auf das Rosenheimer Publikum.

Manchmal wirkte das Geschehen auf der Bühne chaotisch. Einerseits passte das gut zu dieser besonderen Atmosphäre zwischen den Jahren, an denen auch im wirklichen Leben nicht mehr alles in geordneten Bahnen verläuft. Andererseits wurde das Zuschauen dadurch anstrengend.

Ein weiteres, kleines Manko war die Technik. Der Gesang der Raith-Schwestern wurde bei einigen Stücken so laut und undeutlich wiedergegeben, dass man vom Text nicht mehr sehr viel verstand.

Insgesamt war es aber ein schaurig-vergnüglicher Abend, der gut auf die bevorstehenden Tage einstimmte. Dementsprechend begeistert fiel am Schluss der Applaus aus.

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