Glücks-Faktor Berg

von Redaktion

Das Alpenvereinsjahrbuch „Berg 2018“

Wen zum trüben Jahresende regelmäßig ein Stimmungstief ereilt, der sollte unbedingt etwas dagegen unternehmen: in die Berge gehen. Denn das, so belegt eine aktuelle Studie österreichischer Universitäten, ist ein vielschichtiger „Glücks-Faktor“ und hilft besonders intensiv und nachhaltig gegen Depression, Burn out und andere Formen des „Blues“. Nachzulesen ist das in „Berg 2018“, dem Jahrbuch der Alpenvereine von Deutschland, Österreich und Südtirol, das heuer „Bergsport und Gesundheit“ als einen Themenschwerpunkt hat.

Der hochwertig gestaltete und reich bebilderte Band liefert immer zum Jahresende einen Rückblick auf das Bergjahr und will Lust machen auf das nächste. Auch 2017/18 gelingt das dem Autorenteam hervorragend. Unter dem schon erwähnten Gesundheits-Schwerpunkt geht es beispielsweise auch noch um Erfahrungen mit künstlichen Gelenken beim Bergsteigen – Kernaussage: nicht zu spät zum Chirurgen und vor allem ja nicht mit dem Bergsteigen aufhören. Ein Beitrag zum Thema Risikokultur provoziert mit der Aussage: „Der Tod am Berg ist männlich“. Und der Bergführer und Psychologe Pauli Trenkwalder sieht in einem Interview die „Selbstwirksamkeit“ als einen entscheidenden positiven Aspekt des Bergsteigens.

Wer den Großglockner bisher nur als höchsten Berg Österreichs (mit einer weit hinauf befahrbaren Weltkulturerbe-Straße) kennt, wird im Alpenvereinsjahrbuch viele weitere Aspekte entdecken. Im diesem zweiten Buchschwerpunkt geht es um die lange Vorgeschichte des Nationalparks Hohe Tauern, die ein interessanter Spiegel der jeweiligen Zeit und Bergkultur ist. Dass im Bereich der schmelzenden Glocknergletscher schon früher einmal gewaltige Bäume standen, zeigen aktuelle Funde, deren Auswertung mit Blick auf den aktuellen Klimawandel alles andere als beruhigt.

Das klassische Bergsteigen findet sich wieder in der jährlichen Bilanz herausragender alpinistischer Unternehmungen. Portraits interessanter „Berg-Menschen“ auf der ganzen Welt, Beiträge zu Geologie, Artenvielfalt und sich abzeichnenden Entwicklungen im Bergsport runden das Jahrbuch ab, bevor es zum Ende noch ein politisches Thema aufgreift: Die Schutzhütten in Südtirol waren während und nach dem Ersten Weltkrieg ein Zankapfel zwischen den österreichischen und italienischen Bergvereinen, die „keinesfalls abseits der nationalistischen Euphorie“ standen, so das Fazit, sondern diese kräftig anfachten. Gegen solche Verirrungen hilft nur Bildung – zum Beispiel durch Lesen.

Und so kann die Lektüre von „Berg 2018“ doppelt empfohlen werden: als ansprechender und anspruchsvoller Bildungsbeitrag genauso wie als Motivation zum gesunden Bergsteigen (siehe oben).

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Alpenvereinsjahrbuch Berg 2018, 256 Seiten, ISBN 978-3-7022-3627-4, 18,90 Eurokoe

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