Stephanskirchen – Im Hintergrund steht die Wursttheke, im offen sichtbaren Kühlschrank hängen die Rinderhälften, daneben dampft der Grill, davor sitzt der Schriftsteller Armin Kratzert und liest. Rund ein Dutzend Zuhörer sitzt im Salettl des Verkaufs- und Gasthauses der „Simsseer Weidefleisch eG“ in Landlmühle bei Stephanskirchen: ein Lese-Ambiente mit ganz eigener Prägung, gleichsam Literatur zwischen Würsten.
Armin Kratzert ist 1957 in Augsburg geboren, aber in Schloßberg aufgewachsen, hat am Rosenheimer Sebastian-Finsterwalder-Gymnasium Abitur gemacht, in München Literaturwissenschaft studiert und dann im Bayerischen Fernsehen als Redakteur die Kultursendungen „Capriccio“ und „Lesezeichen“ initiiert. Jetzt produziert er Dokumentarfilme über Kunst und Literatur. Daneben hat Kratzert immer geschrieben, Gedichte, Epen, Theaterstücke und Romane, davon bis jetzt acht an der Zahl. Aus dem letzten mit dem Titel „Wir sind Kinder“, im Frühjahr dieses Jahres erschienen, las er nun.
Den Inhalt dieses Romans beschrieb Kratzert in einem Satz: „Vier Leute suchen das Glück und stranden im Netz.“ Sie heißen Johnny, Nelson, Enno und Hanna. Johnny ist der von Nelson bewunderte Strahlemann, der ein Computerprogramm entwickelt hat, das die Börsenkurse beeinflussen kann. Unmerklich verlieren alle die Kontrolle gegen „Big Data“. Kratzert las ein paar kurze Kapitel dieses Romans, die aber den inhaltlichen Zusammenhang nicht ganz herstellen konnten.
Schreiben, um zu wissen, wie es ausgeht
Dann las er Gedichte, die noch nicht erschienen sind, und stellte sich schließlich den Fragen der Zuhörer. Dabei verkündete er: „Letztlich schreibe ich Romane, um zu wissen, wie sie ausgehen.“