Bruckmühl – In diesem Advent konnte man Bachs Weihnachtsoratorium, das sonst so oft und überall gesungen wird, im Rosenheimer Raum gar nicht hören. Mit einer Ausnahme: In der katholischen Kirche St. Korbinian in Heufeld sang der Chor der evangelischen Christuskirche Bad Aibling den zweiten Teil mit den Kantaten IV bis VI.
Bei dieser Aufführung wurde besonders die Lichtmetaphorik in der mittleren Kantate klar: Zuerst sang der großbesetzte Chor, in ganz sangbarem Tempo und blockhaft-siegessicher, mit genau abgesprochenen Endkonsonanten und dann, bei den fast jazzigen Synkopen ins rhythmische Schwingen geratend, den Engelsgesang, das Gloria. Dann verkündete Luitgard Hamberger mit warmem und zuversichtlichem Alt, dass man den neugeborenen König der Juden in ihrer Brust, das heißt, in ihrem Herzen, finden könne, worauf der Chor glanzreich bekennt, den hellen Stern, den Heiland, das Licht des Lebens, gesehen zu haben, und besingt gleich darauf strahlend den Glanz, der die Finsternis des Todes verzehrt. Darauf fleht wortdeutlich und wortverdeutlichend der Bassist Thomas Hamberger, Gott möge seine „finstre Sinnen“ erleuchten und Gottes Wort solle ihn als die „hellste Kerze“ in allen seinen Werken führen. Später zeigt Hamberger als Herodes fast opernhaft zynische Bosheit.
Dazwischen schreit der Evangelist erschreckt auf, als er erzählt, dass Herodes von dem neugeborenen König der Juden hört. Expressiv anteilnehmend singt Hermann Oswald, in den Spitzentönen sehr gefährdet, in seinen Arien aber mit viel Überzeugungswillen und sehr koloraturensicher. Christine Oswalds klarer und lichter Sopran drang nicht ganz bis in die letzten Reihen durch, dafür aber ihr Chor-Echo in der Echo-Arie.
Wacker „schnaubend“ der Tenor
Der Dirigent Andreas Hellfritsch wählte immer sehr sangbare Tempi, im einleitenden Chor „Fallt mit Danken“ so sangbar, dass dieser Chor merklich an Walzer-Schwung verlor. Der Chor selber zeigte sich als sehr gut einstudiert, sicher in allen Passagen, mädchenhaft aufgehellt im Sopran und gut durchhörbar und wacker „schnaubend“ auftrumpfend im Tenor bei dem Chor „Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben“. Der Andachts-Choral „Ich steh an deiner Krippen hier“ allerdings kam mehr als Manifest denn als Andacht, auch nicht unterschieden zwischen den Strophen.
Die Vogtlandphilharmonie aus Greiz in Thüringen begleitete blockhaft-massiv, in der Bassgruppe oft schwerfällig, in den Arien oft zu laut. Hellfritsch achtete da wenig auf dynamische Schattierungen. Schön beweglich spielte die Oboe in der Echo-Arie, energisch trieben die Sologeigen in der Tenor-Arie „Ich will nur dir zu Ehren leben“ das Tempo an.
Die Lichtmetaphorik spielte auch ganz profan mit: Kaum begann das Konzert, wurden die Lichter im Kirchenschiff ausgeschaltet: So konnte man den Text im schön gestalteten Programmheft nicht mitlesen, es sei denn, man verwendete die Spotlight-App seines Handys.
Weihnachtsjubel
Mit den Trompeten und der Pauke brandete dann im Schlusschoral für alle der Weihnachtsjubel auf, der in den Beifallsjubel mündete.