Wasserburg – Halb Wasserburg war im Rathaussaal versammelt, um sein Kammerorchester anzuhören, um jährlich zu feiern, was vor etwa 40 Jahren begann, sich steigerte, mal stehenblieb, wieder sein Spiel vertiefte, und jetzt sich unter dem Nachfolger von Klaus Kaufmann, Stefan Unterhuber, neu formierte. Noch wirken Musiker der ersten Stunde mit, führen die Tradition weiter; wissen, wie einst Schuberts fünfte Symphonie geklungen hatte, um sie jetzt in deren Wiederaufführung mit gestalten zu dürfen.
Ein wertvolles Kleinod stand zu Beginn auf dem Programm, Ralph Vaughan Williams‘ „The Lark ascending“. Das sollte gleich ein Prüfstein sein, Visitenkarte für den Abend. Und zum Lärchen-Himmelflug der Geigerin (Larissa Cidlinsky) breitete sich als erdgebundene Stütze ein Klangteppich der Streicher aus, stetig, ohne jede Trübung, wechselte bisweilen die Harmonien, um Bewegung zu erzeugen. Fünf Töne der musikalischen Skala nur als durchklingender Tonraum, aber welche Wirkung! Nahtlos wechselten sich Geigensolo und die Bläser im Spiel ab.
Das Orchester ließ, nun allein, mit einer Gaillarde aus der Suite „Le Roi s´amuse“ von Leo Delibes frischen Schwung aufkommen, doch solch an der Renaissance orientiertes Epigonentum des 19. Jahrhunderts klingt zwar beschaulich, doch wenig fordert so ein Werk vom Zuhörer, und somit blieb trotz treuer Performance der Eindruck haften: eigentlich unbedeutend.
Größeres war von Vivaldis „Winter“ zu erwarten. Stefan Unterhuber begab sich ans Cembalo und überließ der Geigenvirtuosin die Leitung. Jetzt forderte sie den Geigenchor mit ihren himmelstürmenden Soloeskapaden zu ebenso stürmischem Mitspiel auf. War dies denn noch Eis und Kälte? Eher ein Vulkan, der das Eis schmelzen ließ – und es schmolz im E-Dur-Mittelsatz, bis erneuter Sturm alles Sonnige hinwegfegte.
Wäre jetzt zu Schuberts „Fünfter“ noch viel zu sagen? So frei und unbeschwert musizierten die Wasserburger, dass man sich einfach der mozarthaften Komposition hingab und genoss. Jedes Tempo stimmte. Unterhuber sparte mit Fortissimo, um die berückenden Dur-Moll-Wechsel mit minutiösen Verzögerungen aufleuchten zu lassen. Weich intonierten aus dem Hintergrund die Bläser, vor allem die Flöte.
Als Zugabe legte man noch einmal die Gaillarde aus „Le Roi s‘amuse“ aufs Pult, und da wirkte Schubertsche Leichtigkeit aus der Symphonie nach – eine gute Idee. Und noch ein Weihnachtsgruß folgte zum Abschied in die schneeweiße Nacht: Einmal in Cello-, dann in Geigenversion hörte man andächtig „Maria durch den Dornwald ging“ – ein nun ganz origineller Abschluss dieses Weihnachtskonzerts..