Musik für ein junges Leben

von Redaktion

Benefizkonzert in der Lagerhalle von Schattdecor in Thansau

Rohrdorf – Die riesige Lagerhalle von Schattdecor in Thansau hatte sich in einen Festsaal verwandelt, in dem sich über 500 Zuhörer zu einem Benefizkonzert versammelt hatten. Der kleine Raphael Fischer aus Aschau brauchte für seine extrem aggressive Leukämie eine spezielle Gen-Therapie in Amerika, die die deutschen Krankenkassen nicht bezahlen. Also hatte der Bratscher Johannes Erkes aus Aschau, um zu helfen, Musiker aus der Region zusammengetrommelt. Da die Musiker auf ihre Gage verzichteten, kamen beinahe 15000 Euro zusammen, die Walter Schatt, der Gründer von Schattdecor, verdoppelte. Schumann und Brahms gegen Blutkrebs, Musik für ein Leben: Selten hat Musik eine freudigere Funktion.

Das Konzert begann verhalten elegisch und endete feurig-furios. Am Flügel saß Christoph Declara, der mit sensiblem Anschlag und klar konturiertem Klang die „Kinderszenen“ von Robert Schumann spielte und dann den Bariton Thomas Schütz begleitete. Vom etwas kraftvoll-operig gesungenen „Lullaby“ von Billy Joel wechselte der zu Liedern von Robert Schumann. Für die Ballade „Belsazar“ war der stimmliche Kraftaufwand gerade richtig, die gotteslästerliche Verkündigung „Ich bin der König von Babylon“ kam hohnlächelnd trompetenhaft. Schütz‘ schnelles Vibrato half der Seele, ihre Flügel auszubreiten in der „Mondnacht“, die „Widmung“ sang Schütz voll aus als schwärmerische Liebeserklärung.

Den zweiten Teil füllte das Klavierquartett g-Moll op. 25 von Johannes Brahms. Zu Erkes und Declara gesellten sich nun der Geiger Thomas Reif aus Stephanskirchen und Wen-Sinn Yang aus München. Sie alle entwickelten gewaltige Energie, die vor allem aus den Unisono-Stellen sprühte, während Declara sich ziemlich im Hintergrund hielt. Das lichtete den sonst so dicken Gesamtklang dieses Klavierquartetts auf. Überhaupt führten alle die sonst düster-fiebrige Energie gerade des ersten Satzes ins Helle, als wollten sie wirklich dem Leben zum Siege verhelfen. Dem eigentlich so nächtlich huschenden „Intermezzo“ im 9/8-Takt verpassten sie eine walzerige Fröhlichkeit, das schön strömende Andante schien schon förmlich auf den zigeunerisch-ungarischen Kehraus des „Rondo alla cingarese“ zu lauern, das dann mit fetziger Furiosität losbrach mit stampfenden Rhythmen, schmelzenden Cello-Kantilenen, einer großen „Cymbal“-Kadenz und heißblütig-enthemmtem Schluss, der alle Zuhörer in tobenden Beifall ausbrechen ließ, der sich noch steigerte nach der Zugabe, dem feurigen „Ungarischen Tanz Nr. 4“ von Brahms: Das Leben hat zumindest an diesem Abend gesiegt.

Wie war’s?

Gabriele Kotterba aus Stephanskirchen: Das Konzert hat mir sehr gut gefallen, es war sehr abwechslungsreich. Schumann und Brahms war eine gute Kombination. Zunächst konnte ich mir den ersten Teil so nicht vorstellen, aber durch die Erklärungen war es dann sehr gut gemacht. Und es war nicht der so typisch kühle Konzertsaal, sondern es herrschte wirklich tolle Stimmung. Besonders gefallen hat mir die Harmonie zwischen den Musikern, das fand ich sehr gut.