Ein erfolgreicher Versuchsballon

von Redaktion

Gut besuchte Matinee des Chiemgauer Saitenensembles im Künstlerhof Rosenheim

Rosenheim – Das war auch für die bisher gut besuchten Matineen des Südostbayerischen Tonkünstlerverbands neu: Der Hans-Fischer-Saal im Künstlerhof platzte aus allen Nähten. Dabei war, wie Eva Krikkay bei der Begrüßung einräumte, das Programm mit dem Chiemgauer Saitenensemble als Versuchsballon gestartet worden. Dass dieser Ballon mächtig auf Erfolgskurs ging, war nicht zu übersehen.

Die vier Musikerinnen Brigitte Buckl, Heidi Ilgenfritz, Heidi Martl und Sabine Werner agierten auf insgesamt zehn Instrumenten, dominierend Hackbrett, Zither, Gitarre und Akkordeon. Zusätzlich bereicherten die Klangpalette Blockflöte und Kontrabass.

Mit tragender Stimme, kurz, witzig und bündig moderierten die Damen abwechselnd das Programm. Das Motto: „Vom Augenblick zur Ewigkeit.“ Logisch, jede Sekunde war zu genießen, und die „Ewigkeit“ bezog sich nicht auf ermüdende Längen, sondern auf die von Heidi Ilgenfritz (Text) und Roland Leistner-Mayer (Komposition) verfasste „Legende der Ewigkeit“. Ein Vöglein pickt alle Jahre einmal mit seinem Schnabel am Gipfel eines Felsens herum: „Und wenn amoi der hohe Berg ganz abgwetzt is, ihr Leit, is oa Sekundn grad vorbei von aller Ewigkeit.“ Das pointierte Gedicht, von Heidi Ilgenfritz und Sabine Werner glockenrein und verschmitzt gesungen, war eingerahmt von rein instrumentalen Abschnitten, mal nachdenklich melodiös oder vehement furios wie im finalen, böhmisch inspirierten Furiant. Auch der anwesende Komponist wurde mit heftigem Beifall bedacht.

Welches ist nun sozusagen die Philosophie des Chiemgauer Saitenensembles, woraus besteht sein „Produkt-Angebot“? Alpenländische Volksmusik ist das Kerngeschäft.

Aber dies wird ohne einengende Dogmatik betrieben, Folklore aus aller Herren Länder integrieren die Musikerinnen locker ins heimische Idiom. Italien, Norwegen, Irland, Mazedonien zeigen sich von ihrer besten Seite. Traditionelle Klezmermusik darf selbstverständlich auch nicht fehlen, und „Da Ungarische“ von Michael Sotier ist mit so viel rasantem Rhythmus und gepfefferten Klangeffekten aufgepeppt, dass selbst der ungarische Präsident dieses Stück nicht für einen Bayern-Import halten würde.

Berührungsängste gibt es auch nicht bei historischer Musik: Die Trio-Sonate des Mozart-Zeitgenossen Felice Giardini wurde in der feinsinnigen Instrumentierung des Saitenensembles zu einer filigranen und duftigen Kostbarkeit.

Auch vor heutigen Komponisten hat das Ensemble keine Scheu; Edwin Kammerer, Herbert Baumann oder eben Roland Leistner-Mayer schrieben extra für die Chiemgauer. Ihre Musik passt sich dem alpenländischen Stil an – ohne sich anzubiedern. Aus der Beschränkung entstehen sogar besonders fantasievolle Kreationen mit persönlicher Handschrift.

Nach dem besinnlichen, leise ausklingenden „Feierabend“ von Anton Günther und Brigitte Buckl gab es als Zugabe schließlich noch die „Anpfiff-Polka“ –hier umfunktioniert zum Schlusspfiff – in der die an sich nervige Trillerpfeife dezent, aber recht wirkungsvoll zum Einsatz kam.

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