Rosenheim – Über 80 Besucher waren in die Städtische Galerie gekommen, wo die Künstlerinnen Adidal Abou-Chamat, Jutta Burkhardt und Rose Stach im Gespräch mit Kunstphilosophin Claudia Fischer ihre Gedanken zur aktuellen Ausstellung „Broken Lines“ austauschten.
Die Künstlerinnen wollen mit ihrer Ausstellung die Brüchigkeit und Uneindeutigkeit vermeintlich unumstößlicher Wahrheiten und linearer Erzählungen insbesondere in Bezug auf geschlechtliche, kulturelle sowie ethnische Identitäten aufzeigen. So fanden die drei Münchnerinnen bereits vor einigen Jahren zueinander, als sie sich alle drei gleichzeitig, aber doch völlig verschieden, mit der Konstituierung weiblicher Klischees und Rollenbilder beschäftigten. Die aktuelle Ausstellung greift jedoch weit über Geschlechterproblematiken hinaus. Im Zentrum steht vielmehr die Frage, wie Krieg, Rassismus, Sexismus, Terror und Gewalt auf die Herausbildung unseres Selbstverständnisses sowie unsere Wahrnehmungsweise des Anderen einwirken.
In emotional eindrücklicher, manchmal erdrückender Weise verwischen die Collagen, Fotografien, Videoperformances, Zeichnungen und Installationen vor dem Auge der Betrachter die vermeintlich klare Trennlinie zwischen dem Selbst und einem kulturell anderen, zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit, Orient und Okzident, Täter und Opfer, Krieg dort draußen und Frieden daheim. „Broken Lines“ ist Kunst, die nicht gefallen will, sondern verwirrt und irritiert, um Gedanken anzustoßen und dabei eindimensionalen Sichtweisen mit vielfältigen, auch widersprüchlichen Bildern begegnet.
„Verstörend, beklemmend, kraftvoll und … wichtig!“, resümiert etwa eine Besucherin aus München im Gästebuch. „Die Ausstellung hat mich dazu gebracht, einmal wieder über den eigenen Tellerrand zu schauen. Ich habe mir Fragen gestellt, die ich mir zuvor nie gestellt habe“, heißt es an anderere Stelle. Und weiter: „Eine eindrückliche, visuelle Verarbeitung aktueller Probleme.“
Bis einschließlich Sonntag, 21. Januar, besteht noch Gelegenheit, die Ausstellung zu besuchen. Geöffnet heute, Freitag, 10 bis 17 Uhr, sowie Samstag und Sonntag, 13 bis 17 Uhr.