Klangräume und filigrane Tongeflechte

von Redaktion

Das Martin Auer-Quintett im Rosenheimer „Le Pirate“

Rosenheim – Seit über 20 Jahren besteht das Quintett des in Prien beheimateten Jazztrompeters Martin Auer und interpretiert Jazz in der Nachfolge Charlie Parkers, Miles Davis‘ und John Coltranes, der Pioniere des Modern Jazz. Im Rosenheimer „Le Pirate“, das einigen der Musiker schon in jungen Jahren bei zahlreichen Sessions als Plattform gedient hatte, gab das Martin Auer-Quintett vor einem enthusiastischen Publikum ein Konzert auf hohem Niveau. Mit Auer spielten Florian Trübsbach am Alt- und Sopransaxofon, der Pianist Jan Eschke, der Bassist Andreas Kurz und Bastian Jütte am Schlagzeug.

Das musikalisch differenzierte und vielseitige Programm bestand mit einer Ausnahme aus Kompositionen der fünf Musiker, die überwiegend aus der Region stammen. Rhythmisch abwechslungsreich und mit kontrastiver Dynamik vom sanften Pianissimo bis zu ekstatischen Eruptionen wechselten arrangierte Teile mit virtuos-kreativen Improvisationen, das gängige Schema Thema-Soli-Thema immer wieder durchbrechend.

Quirlig und mit kräftigem Ton bewegte sich Florian Trübsbach in seiner funkigen Komposition „Ascent Stage“ auf dem Sopransaxofon durch die Akkorde, bevor Martin Auer im duftigen Sound den Ball aufnahm und beide das Thema intensivierten, um dann in Auers „So Far“, dem Titelstück der neuen CD, in eine mystische Atmosphäre abzutauchen.

Von Jan Eschke stammten der federnd-melodiöse Samba „Die Bachstelze“ und das schwebend schöne Thema „Noch nicht“. Bei beiden Stücken blies Auer das lyrische Flügelhorn, während Eschke seine glasklar artikulierten perlenden Läufe mit Elementen aus der Romantik kombinierte.

Überlagerungen ungerader und gerader Takte sowie Tempiwechsel im swingenden Groove waren in Andreas Kurz‘ Neo-Bop-Komposition mit dem wortspielerischen Titel „The Inbetwiener“ zu hören. Martin Auers virtuose Chiffren mündeten hier in ein akustisches Feuerwerk mit temperamentvollen Höhenflügen und Florian Trübsbach blies auf dem Altsax rasante Tempopotenzierungen.

Auch Schlagzeuger Bastian Jütte trug eine Komposition bei: In seiner dezenten „Improvisation 2“ hielt er sich selbst zurück und ließ beim Thema Altsaxofon und Trompete Raum, sich gegenseitig zu umspielen und ineinander zu verflechten. Elektrisierende Soli trommelte Jütte in anderen Stücken wie dem Funky-Blues „Genious Monday“ von Florian Trübsbach.

Äußerst zurückgenommen, ja meditativ kamen die Linien und Tonflächen in der Ballade „Flamenco Sketches“ von Miles Davis, während Florian Trübsbach in seiner offiziellen Schlussnummer „The Stream Dreamer“ auf dem Sopransaxofon förmlich explodierte, nachdem er zusammen mit Auer eher transparente Klangräume und filigrane Tongeflechte geblasen hatte.

Als Zugabe gab es ein leises Ausklingen: In seiner Ballade „Naitom“, die er dem Schlagzeuger Paul Motian gewidmet hat, brachte Andreas Kurz seinen Kontrabass melodiös zum Sprechen.

Artikel 5 von 8