Verein „Erlesene Oper e.v.“

„O hört den Lärm!“

von Redaktion

Zwei Einakter von Fernando Paër werden geprobt

Rosenheim – Die Musikhalle der Rosenheimer Mädchenrealschule ist an diesem Sonntagnachmittag übersät mit Noten und Requisitenkästen, am Boden markieren Holzleisten die Bühne. „Lassen Sie doch diese Possen!“ singt die Altistin Sonja Bühling empört den Grabscher zur Ordnung, und nochmal und nochmal. Das verlangt der Regisseur Georg Hermansdorfer von ihr und sagt ihr gleichzeitig, dass diese Empörung nur gespielt sein dürfe. Gleich kniet er sich hin und mimt den – noch abwesenden – Grabscher. Und unermüdlich-stoisch spielt und spielt der Korrepetitor Hans Orterer die Opernszene nochmal und nochmal.

Später schlägt die Regieassistentin Angelika Machac der quirlig-lustigen Sopranistin Kayo Hashimoto, die als Haushälterin kostümiert ist, vor: „Und immer, wenn Du hohe Töne hast, hebst Du Deine Kochmütze hoch!“ Dann wird intensiv die Szene geprobt, in der sich der Bariton Andres Agler und der Tenor Tobias Gründl angstvoll unter einem Tisch verstecken, während die Haushälterin vermeintlich genauso ängstlich ausruft: „O hört den Lärm!“ Schließlich bemerkt der Bariton: „Ja, diese Musik ist lustig, die gefällt mir!“ In der Tat, die Musik ist heiter, vergnüglich, flott und immer vorwärtsdrängend.

Der Verein „Erlesene Oper e.V.“, der das Ziel hat, unbekannte Opern mit regionalen Künstlern zum Leben zu erwecken, probt intensiv für sein neues Projekt: Zwei heitere Einakter mit den Titeln „Der Scheintote“ und „Das unverhoffte Abendessen“ von Fernando Paër. Der wurde 1771 in Parma geboren, war 20-jährig bereits Theaterkapellmeister in Venedig, dann in Wien und vor allem in Dresden. Europas Herrscher rissen sich um ihn, schließlich nahm ihn Napoleon mit nach Paris. Dort unterrichtet er unter anderem Paganini, Charles Gounod und Franz Liszt und komponiert über 40 Opern, die heute alle vergessen sind. Warum gerade diese beiden Mini-Opern und warum der nahezu unbekannte Fernando Paër?

Sprudelnde

Begeisterung

Georg Hermansdorfer, der Ausgräber dieser Opern, Regisseur und Dirigent in einer Person, sprudelt vor Begeisterung nur so über, als er danach gefragt wird: „Vor vier Jahren haben wir „Die wandernden Komödianten“ von Devienne gemacht, da hab ich gesucht, was kann man da als Pasticcio (das ist eine Oper, die aus verschiedenen Musikstücken zusammengesetzt ist) noch bringen, und ich hab gewusst, irgendwo bringt ein Koch seiner Köchin das Singen bei, das hab ich irgendwo gelesen, und da hab ich geschaut, und in der Sächsischen Landesbibliothek Dresden haben die dort einen großen Notenschatz vom früheren Hoftheater, der auch digitalisiert und online einzusehen ist. Und da hab ich gesehen, das passt wunderbar. Und dann haben wir dieses Duett aus dem ,Unverhofften Abendessen‘ von Paër gemacht, und ich hab gesagt, ‚diese Musik war so phantastisch, wenn ich von dem Komponisten‘ – ich hab schon gewusst, der hat vorwiegend tragische Opern geschrieben – und ich hab gesagt, ‚wenn ich mal eine lustige Oper von dem habe, dann mach ich’s‘. Als Kapellmeister am Wiener Kärntnertortheater hat er schon den ‚Scheintoten‘ geschrieben und dann mit nach Dresden genommen. Ich hab nachgeforscht.“

Musste er seine Mitstreiter erst überzeugen davon? „Nein, das mach ich allein, da bin ich der Intendant. Und dann geht die Arbeit los, man muss alles monatelang eintippen.“

Und der Text? „Hier hab ich zwei deutsche Libretti gehabt, der Text war italienisch unterlegt, da gibt’s verschiedene Fassungen, man muss dann immer vergleichen, plötzlich stimmt das mit dem Rhythmus nicht mehr, dann muss man wieder schieben. Die eine Fassung war sehr frei, die andere wörtlich übersetzt. Ich hab mich dann am italienischen Text orientiert, aber der Teufel steckt im Detail. Da heißt‘s auf Italienisch ‚Viva il vino, viva l’amore!‘ Im Deutschen hab‘ ich natürlich ‚Es lebe die Liebe, es lebe der Wein!‘, also immer einen Auftakt, da kommt man nicht drumrum. Ich hab‘ dann einfach ‚Liebe und Freude‘ übersetzt. Allein für diese 100 Takte bin ich eine Woche gesessen.“

Welche Sänger nimmt er? „Ich möchte natürlich vorwiegend mit regionalen Sängern arbeiten, die Männerstimmen sind immer das Problem, aber heuer haben wir einen jungen neuen Tenor aus Salzburg, die anderen sind wirklich aus Rosenheim, Tegernsee, Gars am Inn und so weiter.“

Und schon muss Georg Hemansdorfer wieder rein in den Musiksaal und weiter proben, Regie führen und motivieren.

Aufführungen und Karten

Aufgeführt werden die heiteren Opern-Einakter am Samstag, 24. Februar, um 19.30 Uhr und am Sonntag, 4. März, um 16 Uhr im Rosenheimer Kultur- und Kongresszentrum Rosenheim. Karten gibt es beim Kultur- und Kongresszentrum, Telefon 08031/ 3659365 sowie beim Ticketzentrum Rosenheim, Telefon 08031/15001.

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