Rosenheim – Douglas Adams‘ britischer Kultroman „Per Anhalter durch die Galaxis“ hatte den aus Bad Aibling stammenden Jazzpianisten Chris Gall zu einigen Kompositionen inspiriert, die auf seiner neuen Trio-CD „Cosmic Playground“ (bei GLM Music GmbH) zu hören sind. Zusammen mit seinem Bruder Peter Gall am Schlagzeug und dem Bassisten Henning Sieverts präsentierte Chris Gall die CD im voll besetzten Jazzlokal „Le Pirate“ und zwei Tage später im „Librano“ in Bad Aibling.
Die durch den Roman angeregten „kosmischen“ Titel mehrerer Stücke haben durchaus ihre Berechtigung, denn Chris Gall hat auch kompositorisch seinen eigenen musikalischen Kosmos entwickelt, gespeist von Einflüssen aus Jazz, Pop, Klassik und Romantik, manchmal an den Sound des Esbjörn Svensson Trios erinnernd.
Schon im Titelstück „Cosmic Playground“ war das komplexe Zusammenspiel der drei Musiker zu erkennen, die gleichberechtigt in ihren rhythmischen und harmonischen Funktionen klar artikulierte Klangstrukturen erzeugten. Wie bei einem handlungsreichen Hörspiel konnte man den dynamischen Spannungsbögen folgen, die sich oft über verschiedene Tempi und Tonarten zogen.
In „Arthur Dent Knows“, einem rockig angehauchten Stück, Bezug nehmend auf die Hauptfigur in Adams‘ Roman, griff Gall mit der Hand in die Klaviersaiten und erzeugte so neue ungewöhnliche Klänge. Chris Gall, der anekdotisch-humorvoll durchs Programm führte, kündigte seine Komposition „Follow The Milkyway“ als kosmischen Ratgeber an, wobei auch dieses Stück Steigerungen mit Höhepunkten enthielt, Henning Sieverts akkordisch und motivisch wendig improvisierte, Chris Gall a cappella glasklar artikulierte und Peter Gall am Schlagzeug neue Klangmöglichkeiten zauberte.
Ein wahres Trommelfeuer entwickelte der Schlagzeuger im asiatisch anmutenden „Drumsticks And Fingertips“, nachdem er die leisen Unisono-Passagen von Piano und Kontrabass mit den Händen rhythmisch gestaltet hatte. Den Playgroundsong „Sea Lion Woman“, inspiriert durch die Versionen Nina Simones und der kanadischen Sängerin Feist, unterlegte Peter Gall mit einem groovenden Rhythmus, einer Mischung aus Techno, Latin und Shuffle, und mischte die sieben Viertel in „Seven Beat Strut“ zu einem interessanten Eintopf aus rhythmischen Verschiebungen und Überlagerungen.
Als Ballade des Abends spielte das Trio keine eigene Komposition, sondern John Lennons „Across the Universe“, ein Stück, das von der NASA 2008 als Weltkulturerbe für mögliche Außerirdische ins All geschickt worden war und sich wegen seines meditativen Charakters gut ins Programm des Abends fügte. Sieverts brachte da die Saiten zum Schweben und Gall jonglierte stellenweise gekonnt auf einzelnen Tönen.
Nach solch musikalischer Fülle und Dichte erklatschte sich das enthusiastische Publikum noch zwei Zugaben: „York’s Guitar“ und „Moran“, eine Komposition, die Chris Gall alleine gestaltete, indem er seine wohl phrasierten Tonperlen in den nächtlichen Äther schickte.