Neubeuern – Nach Beethovens grandiosem cis-Moll-Streichquartett op. 131 passt eigentlich keine Zugabe mehr. Das Henschel-Quartett aber besann sich eines anderen und schenkte dem Publikum als Dank für den minutenlangen stürmischen Beifall noch die „Cavatine“ aus dem Opus 130, deren andachtsvolle Ruhe die Hörer beseelte. Auf dem Programm des Schlosskonzertes in Neubeuern standen neben Musik von Beethoven ein Streichquartett von Mendelssohn und fünf Stücke von Erwin Schulhoff.
Ruhig und friedlich begann auch das a-Moll-Streichquartett op. 13 von Mendelssohn, stürmte aber im Allegro vivace umso energischer voran. Christoph Henschel und Daniel Bell (Violine), Monika Henschel-Schwind (Viola) und Mathias Beyer-Karlshoj (Violoncello) bannten die Hörer mit einer zugleich ausdrucksstarken und feinfühligen Interpretation. Auf die im wiegenden Rhythmus erklingenden zarten Pizzicati im „Adagio non lento“, das „Intermezzo“ und das funkensprühende „Presto“ folgte erneut ein elegisch kantables „Adagio non lento“, das die lyrische Stimmung des Anfangs aufgriff.
Einen reizvollen Kontrast zu Mendelssohn bildeten die fünf Stücke für Streichquartett von Erwin Schulhoff. Der Komponist zitiert in seinen Quartettminiaturen klassische Tanzformen, die er raffiniert und kunstvoll verfremdet. Das Henschel-Quartett spielte dieses Werk perfekt aufeinander abgestimmt mit technischer Brillanz und einer den Atem nehmenden Virtuosität. Dissonanzen und melodische Brüche mit abrupt einsetzenden, harten Pizzicati im ersten Stück „Alla valse viennese“, wirbelnde Folkloristik mit rätschenden Celloklängen in „Alla Czeca“ und ein hektischer Tango gipfelten im Stück „Alla Tarantella“, das eine elektrisierende Dynamik erzeugte.
Einen Meilenstein der Streichquartettliteratur präsentierten die vier Musiker mit Beethovens cis-Moll Quartett op. 131. Das Henschel-Quartett zeigte auch in diesem Werk eine beglückende Reife und Harmonie, bezauberte die Hörer mit einem farbigen Wechsel der Tempi und Stimmungen! Zart, lyrisch und durchsichtig ertönte das „Adagio ma non troppo e molto espressivo“, während das „Allegro molto vivace“ von packender Ausdruckskraft war. Die rhythmische Melodik im „Allegro moderato“ mit seinen mannigfaltigen Variationen, aufblitzenden Staccato-Akkorden und Trillermotiven war ein großer Hörgenuss.
Im „Presto“ und im „Adagio“, das zarte Vibrato-Effekte kennzeichnete, spielte das Henschel-Quartett mit einer kaum überbietbaren Meisterschaft.
Nach dem mitreißenden Schlusssatz setzte enthusiastischer Beifall ein, für den sich die vier Musiker mit Beethovens „Cavatine“ bedankten.