Rosenheim – Die „Opern auf Bayrisch“ von Paul Schallweg, die pathetische Opern bayerisch erden, werden landauf, landab unermüdlich gespielt, trotzdem war das Rosenheimer Kuko so gut wie ausverkauft. Kein Wunder, es kamen ja die Besten der Besten: Gerd Anthoff, Conny Glogger und Michael Lerchenfeld. Sie rezitierten die bayerische Version von „Bajazzo“, „Der fliegende Holländer“ und Don Giovanni“. Und das taten sie mit unbändiger Spiellust, mit überbordender Verve, mit diebischer Freude am Präsentieren der Pointen und der Reime. Da blüht der schon beim Lesen urkomische Text noch weit mehr auf.
Gerd Anthoff polterte, brummelte und tobte mit seinem sonoren Bass, Michael Lerchenberg giftete, kuderte und gellte mit seinem hellen Tenor und Conny Glogger musste oft in sich hineinkichern bei den Frauenpassagen. Die drei frotzelten sich dabei auch ständig an, fielen aus der Rolle und machten sich über sich und den Text oft zusätzlich lustig. All dies erntete stürmische Lachsalven bei den Zuhörern.
In Schallwegs Version ist der Bajazzo der Pascher Luis, der aus Eifersucht die schwarzhaarige und heißblütige Mariann samt ihrem vermeintlichen Liebhaber ersticht. Kein Wunder, denn „die Frau war einfach viel zu schön“ und macht „an jedn geil mit ihrer Hinternwacklerei“, um nur dem Pascher Luis zu gehören. Ausführlich wird das Gefühl der Eifersucht dabei medizinisch analysiert. Anthoff brüllsingt dabei das Werbelied des Jagers und jodelt und jodelt und hört gar nimmer auf zum Jodeln.
„Der fliagade Holländer“ geht in Leoni am Starnberger See an Land, verkündet: „A Weib muaß her, sonst wer i narrisch!“ und findet die Centa vulgo Zenzi, die für ihn in den Starnberger See geht, „net weit von do, wo gstorbn is aa der Ludwig zwo“, all dies in einer hybriden Postkartenalpenidylle im Alpenglühn und bei Föhnwind.
„Don Giovanni“ ist der „Graf Hallodri vo Lengries“, der die Annamirl verführen will und dabei deren Vater mit seinem Messer „mit Doppelschliff und Hirschhorngriff“ tötet und am Schluss vom Blitz erschlagen wird.
Überaus humorvoll aber ist die Begleitmusik von Friedrich Meyer und Rolf Wilhelm mit Andreas Kowalewitz als Dirigent eines doch recht großen Begleitensembles, wobei die meiste Musikarbeit der Schlagzeuger verrichtet, der eine aberwitzig große Anzahl von Schlaginstrumenten bedient, von Kochtöpfen bis zum Waschbrett, von der Windpfeife über Vogelgezwitscher bis zum Gewitterblech. Die Musik mischt ungeniert Originalmusik mit Walzern, Volksmusik und Schlagern, der Matrosenchor aus dem „Fliegenden Holländer“ kommt als Zitherpolka, zu der die Musiker rhythmisch zucken, der Don Giovanni wird charakterisiert mit dem Schlager „Du kannst nicht treu sein“.
Als gern gewährte Zugabe kam noch die relativ kurze „Madame Butterfly“ zur Aufführung mit dem lakonischen Schluss: „Aus is – gar is – harakiri!“