10. Internationaler Gesangswettbewerb Gut immling

Entscheidung bei festlicher Operngala

von Redaktion

Zum 10. Internationalen Gesangswettbewerb auf Gut Immling trafen sich 93 junge Sängerinnen und Sänger aus 30 Nationen zum Sängerwettstreit. Die letzte Runde wurde im Rahmen einer festlichen Operngala mit den Bad Reichenhaller Philharmonikern im Festspielhaus in Immling abgehalten. Es gewann die 24 Jahre junge Brasilianerin Beatriz Simoes.

Halfing – Es war keine leichte Aufgabe für die siebenköpfige hochkarätige Jury, aus all dem großartigen Sängernachwuchs die Beste oder den Besten zu küren. Gefühlvoll und stilsicher präsentierten die zehn Finalisten Opernarien von Barock bis hin zur Romantik.

„Musik bewegt und eint“ – diesen Leitspruch des Intendanten Ludwig Baumann durfte man auch heuer wieder beim Internationalen Gesangswettbewerb erleben und spüren. Talente dabei gleichzeitig zu fördern, das ist auch ein Anspruch, den man sich in Gut Immling gesetzt hat, und der jedes Jahr großzügig vom Lions-Club International, von den OVB-Heimatzeitungen und von zahlreichen regionalen Unternehmen gefördert und anerkannt wird. 93 junge Sängerinnen und Sänger mit je fünf Vortragsstücken, das seien beinahe 500 Kunstlieder und Arien, jeweils von Klavier begleitet, die die Jury in den vier Vorrunden zu bewerten hatte, erklärte Cornelia von Kerssenbrock, Dirigentin und musikalische Leiterin des Festivals.

Von Kerssenbrock dirigierte das große Orchester beim Finale souverän, unaufgeregt und charmant, galt es doch, nicht nur den Solisten zu begleiten, sondern auch der jeweiligen Arie den entsprechenden Charakter angedeihen zu lassen. Schon zwei Abende zuvor hatte man in Bad Reichenhall geprobt, und so konnten am großen Final-Abend die Sängerinnen und Sänger – getragen von einem durchweg hervorragend aufspielenden Orchester – somit noch einmal alles in die Waagschale werfen. Aber ziemlich schnell war man sich einig: Es konnte nur eine Siegerin geben, und das war die erst 24 Jahre junge Brasilianerin Beatriz Simoes, die derzeit noch in Stuttgart bei Professorin Gundula Schreiber an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart die Meisterklasse besucht. Sie eroberte mit „O ma lyre immortelle“ aus der Oper „Sapho“ von Charles Gounod und der Arie „Crude furie degli orridi abissi“ aus der Oper „Serse“ von Händel die Gunst aller Juroren. Auch wenn sie den letzten hohen Ton ihrer Sapho geringfügig zu hoch ansetzte, ihr reiner Mezzosopran, ihre grandiose Artikulation, ihre gelungene Interpretation und ihre Bühnenpräsenz überzeugten. Und so gewann sie nicht nur den ersten Preis und einen Auftritt beim Konzert „Finale Grande“ auf Gut Immling, sondern zusätzlich auch noch den Orchester- sowie den Publikumspreis. Zweiter wurde Daeho Kim, ein 30-jähriger Bariton aus Südkorea, der sowohl mit der Mozart-Arie „Se vuol ballare, signor Contino“ aus „Le nozze die Figaro“ als auch als Wolfram von Eschenbach mit „Wie Todesahnung…“ aus der Oper „Tannhäuser“ von Richard Wagner überzeugte. Wenngleich etwas steif im Auftreten, so verdiente er sich dennoch seine Auszeichnung durch sein Stimmpotenzial und seine lupenreine Artikulation. Für seine Mozart-Interpretation bekam Daeho Kim zudem noch den Mozart-Preis zugesprochen.

Den dritten Preis teilen sich Rodrigo Sosa Dal Pozzo, ein 28 Jahre alter Countertenor aus Venezuela, und der Bariton Jinho Seo, ein 32 Jahre alter Südkoreaner. Jinho Seo glänzte beim Finale in der Rolle des Grafen Almavia aus der Mozart-Oper „Le nozze di Figaro“ und in der Arie „Di Provenza il mar, il suol“ aus der Oper „La Traviata“ von Giuseppe Verdi. Der Countertenor Sosa Dal Pozzo gab den Orlando mit „Ah! stigie larve“ aus der Oper „Orlando“ und sang die Arie „O patria… Di tanti palpiti“ aus der Oper „Tancredi von Gioachino Rossini. Er hat eine facettenreiche, klare Stimme, die die Herausforderungen beider Partien scheinbar mühelos meisterte.

Schade, dass der einzige Tenor des Abends, der 32 Jahre alte Südkoreaner Kwonsoo Jeon, leer ausging. Seine Stimmkraft erinnerte vor allem in den Höhen an Luciano Pavarotti, in den Augen der Rezensentin hätte es da ruhig mehr Punkte geben dürfen.

Nachwuchspreis

an Louise Foor

Den Nachwuchspreis weiblich sowie einen Sonderpreis – ein Abendkleid – bekam die Sopranistin Louise Foor, eine 22-jährige Belgierin, zugesprochen, den Nachwuchspreis männlich gewann der Bassist Stefan Astakhov, ein 20-jähriger Deutscher. Susanne Kapfer, eine 23 Jahre alte Sopranistin aus Deutschland, überzeugte mit „Die Loreley“ von Franz Liszt, begleitet von Miku Nishimoto-Neubert am Klavier. Für die Intensität, mit der sie den schönen, aber auch unheilvollen Gesang der Loreley „nacherzählte“, wurde ihr der Liedpreis zugesprochen.

Gemeinsam

„O sole mio“

Klassik ist nicht nur ernst, sondern kann auch fidel und volkstümlich. Dies zeigte sich beim gemeinsamen Finale, als die Sänger auf der Bühne das neapolitanische Volkslied „O sole mio“ anstimmten. Musikalischer Spaß mit den „Stars von morgen“ – hier quasi zum Anfassen – und wahrlich bewegend, so viele Sängerinnen und Sänger aus aller Herren Länder miteinander singend auf der Bühne von Immling zu erleben.

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