Wasserburg – Mit seinem Kabarett „Summa Summarum“ begeisterte Henning Venske in der „Land-Wirtschaft“ in Staudham. Der Meister der Politsatire zog zu seinem Bühnenabschied eine bitter-amüsante Bilanz deutscher Nachkriegsgeschichte und knöpfte sich deren politische Vertreter noch einmal richtig vor.
Wer in wenigen Wochen 79 wird, darf auf sein Lebenswerk und das Erlebte ruhig noch einmal zurückblicken. Henning Venske tut in seinem aktuellen und zugleich letzten Kabarettprogramm aus Sicht des altersweisen Philosophen. Seine Karriere als Autor, Schauspieler und Regisseur begann in den 1970er-Jahren. Zeitweise galt Venske als Deutschlands „meistgefeuerter Satiriker“, weil seine aus konservativer Sicht oft allzu kritischen Aussagen bei diversen Rundfunksendern immer wieder für Haus- und Sendeverbote sorgten. Dann aber holte ihn Sammy Drechsel an die Münchner Lach- und Schießgesellschaft. Dort war er viele Jahre Ensemblemitglied, textete und führte Regie. Venske wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. Aber von seiner Bissigkeit hat er auch nach vielen Jahren nichts verloren, wie „Summa Summarum“ zeigt.
Fast schon monumental begann der Abend mit der Komposition „Sonnenaufgang“ aus „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss. Imposant wie die Begleitmusik waren auch die kabarettistischen Inhalte, die Venske präsentierte. Dabei erwies er sich als schonungsloser Chronist politischer Verfehlungen von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart. Geschichte sei die Sinngebung des Sinnlosen im Nachhinein, so Venske. Anhand der jeweiligen Bundespräsidenten von 1949 bis in die Gegenwart trug er eine bemerkenswerte Chronik vor, die tief hinter die jeweilige präsidiale Fassade blickte. Darunter fänden sich ehemalige NSDAP-Mitglieder ebenso wie Dauerschwafler, präsidiale Bundesschnorrer und Staatsheilige von nordkoreanischem Format. Alles in allem seien dies Persönlichkeiten, die dem Amt eher geschadet hätten, statt ihm Glanz und Würde zu verleihen, meinte Venske. Und was den Bundesadler als Wappentier betrifft, wäre wohl manchmal ein Dackel die passendere Wahl gewesen. Aber auch für die jeweiligen Regierungen mit ihren Kanzlern und einer Kanzlerin fand Venske wenig Sympathien: als Sozialdemokraten maskierte Christdemokraten und umgekehrt fänden sich darunter, bestes Beispiel hierfür sei ein Rotkohl namens Schröder.
Als kongenialen Begleiter hatte Venske den Akkordeonvirtuosen und Trompeter Frank Grischek mitgebracht. Der wirkte zwar stets leicht angesäuert, bot aber zu den beißenden Texten und Wortspielen die optimale musikalische Begleitung. Zwischen weltbekannten Tangos von Astor Piazzolla und heiter-melancholischen, französischen Musette-Walzern wurde ein Feuerwerk an satirischer Spitze und humoristischer Zeitbetrachtung abgebrannt. Venskes politisches Fazit nach rund gut zwei Stunden erstklassiger Unterhaltung war hingegen „Summa Summarum“ eher bitter: Nicht Politik verderbe den Charakter, sondern miese Charaktere die Politik.