Bad Aibling – Gezeigt werden Filme, die ihren Fokus auf das Bild, die Beobachtung oder die Montage richten und auf Interviews und Kommentare verzichten. 18 Filme aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol sind während der vier Festivaltage, von 8. bis 11. März, zu sehen.
Eröffnet wird das Festival am Donnerstag mit „Neuland“ von Anna Thommen. Über zwei Jahre hinweg begleitet der Film mit viel Empathie und Feingefühl Schüler einer Integrationsklasse auf ihrem gewundenen Weg in eine berufliche Zukunft.
Am Freitag, 9. März, um 14 Uhr begleitet Marc Eberhardt in „Meuthens Party“ den AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen im Wahlkampf. Ein auf leise Töne setzendes Porträt, das Meuthen nahe genug kommt, um sich von ihm zu distanzieren.
Um 16.30 Uhr zeigt die „Nonfiktionale“ den mehrfach preisgekrönten Film „Castells“ von Gereon Wetzel. In Katalonien wird die Tradition haushoher Menschentürme, der „Castells“, seit Jahrhunderten gepflegt. Der Film begleitet eine Castellmannschaft durch eine Saison voller Höhen und Tiefen.
Um 19.30 Uhr entwirft „Homo Sapiens“ von Nikolaus Geyrhalter ein postapokalyptisches Szenario aus unserer Gegenwart. Kein Mensch weit und breit, stattdessen verlassene Orte. Die Natur erobert sie sich zurück, überwuchert sie, füllt sie mit Geräuschen.
Die Spätschiene um 22 Uhr ist besonders für Freunde der Musik wie auch für Liebhaber experimenteller Filmkunst eine Delikatesse. In „Surrounded“ von Arne Körner wird das Werden einer Schallplatte in hypnotischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen eines alten Presswerks sichtbar gemacht. Und „Negativ Nächte“ von Susanne Schüle, Robert Laatz und Istvan Imreh verbindet impressionistische Porträts von Avantgarde-Musikern mit Beobachtungen aus dem Budapest der 90er-Jahre.
Am Samstag, 10. März, um 10 Uhr nimmt „Fahrtwind“ von Bernadette Weigel die Zuschauer mit in die große, weite Welt. Von Wien aus lässt sich die Regisseurin immer weiter gen Osten treiben.
Um 14 Uhr gibt es noch einen Kurzfilmblock. „Február“ wirft einen Blick auf das Leben jenseits der Sonnenseite. Szuszanna und Sandor leben unter einer Münchner Brücke. In der außergewöhnlichen Situation der Obdachlosigkeit versuchen sie, eine häusliche Routine zu leben und ihre Würde zu bewahren. „Imbiss“ von Christoph Eder und Jonas Eisenschmidt beobachtet den Alltag im Ausnahmezustand. Eine Imbissbude auf Lesbos wird zum provisorischen Anlaufpunkt für gestrandete Flüchtlinge. Mit Hilfsbereitschaft und Geschäftssinn gleichermaßen versucht die Betreiberfamilie, die Situation zu meistern. „Fünfzehn Zimmer“ von Silke Schissler erzählt vom Arbeiten und Sterben in einem Berliner Hospiz. Ein Film über das Leben an einem Ort des Sterbens.
Über Geld redet man nicht? Mitnichten. In „Talking Money“ von Sebastian Winkler um 16.30 Uhr entfaltet der Diskurs des Geldes seine volle Macht. Von Benin bis Zürich, von Bolivien bis Pakistan werden persönliche Lebensumstände verhandelt.
Um 19.30 Uhr nimmt „Europe, She Loves“ von Jan Gassmann die Zuschauer mit an die Peripherie Europas. Vier junge Paare in Thessaloniki, Sevilla, Dublin und Tallin – bei allen sickert Politik in Form von Perspektivlosigkeit und Zukunftssorgen in ihre Liebesbeziehungen.
Und um 22 Uhr begleitet Maximilian Plettau in „Comeback“ den Boxer Jürgen „The Rock“ Hartenstein auf seinem steinigen Weg zurück in den Ring. Dank einer großartigen Kamera und klugen Montage, die das dramatische Potenzial der Geschichte zu nutzen weiß, begeistert der Film nicht nur Boxfans.
Am Sonntag, 11. März, um 10.30 Uhr taucht „Ghetto“ von Thomas Imbach ein in das Leben einer TeenagerClique vom Zürichsee mit Sex, Drugs, Techno und eine ungewisse Zukunft. Um 14 Uhr dringt „Grundrauschen“ von Friedrich Rackwitz in den Maschinenraum der Nachrichtenagentur „dpa“ vor. Dort wird die Welt zur Nachricht – und die Nachricht zu einer eigenen Welt. Ein ebenso klug wie aufmerksam beobachtender Film für die Ära der „Fake News“. Und um 16.30 Uhr präsentiert das Bolzano-Film-Festival Bozen seinen eigenen Blick auf das aktuelle Motto „Sprechende Bilder“: In „NAUZ“ wird Schweineschlachtung zum künstlerischen Akt – zu einer Hommage an das traditionelle Leben von Bauern in Südtirol.
Preisverleihung
am Sonntag
Am Sonntag um 19 Uhr schließlich verkündet die Jury im Rahmen der festlichen Preisverleihung die Gewinner des „Nonfiktionale“-Preises der Stadt Bad Aibling sowie des AVID-Schnittpreises für die beste Montage. Eine dreiköpfige Schülerjury des Gymnasiums Bad Aibling vergibt ihrerseits den Bürgerpreis der „Nonfiktionale“ an den für sie herausragenden Film.
Weitere Informationen zum Dokumentarfilmfestival „Nonfiktionale“ gibt es im Internet unter www.nonfiktionale.de.