Wanninger ist „guad gnua“

von Redaktion

Mit ihrem Programm „Ahoibe – Guad is guad gnua“ zum Internationalen Frauentag begeisterte Kabarettistin Franziska Wanninger 160 Frauen im Bildungszentrum St. Nikolaus in Rosenheim.

Rosenheim – Franziska „Franzi“ Wanninger (32) redet schnell und sehr viel. Die junge Münchnerin mit den roten Stöckelschuhen lacht gern über sich selbst und über andere, das wird bei ihrem Auftritt im Bildungszentrum St. Nikolaus schnell klar.

In ihrem Programm „Ahoibe – Guad is guad gnua“ zieht Wanninger über unsere Gesellschaft her, die von Perfektion und Außenwirkung besessen ist. Die 32-Jährige schlüpfte mit verschiedenen Dialekten in die Rolle vieler Figuren und sorgte mit vielen Pointen für ausgezeichnete Unterhaltung. Neben ihrem Manager zieht die junge Frau vor allem über ihre Tante Elfriede her, mit der sie zusammen wohnt – aus wirtschaftlichen Gründen, wie die Münchnerin mehrfach betont. „Tante Elfriede ist so geizig, dass sie sich nach ihrem Tod nur bis zum Bauch eingraben lässt, damit sie die Grabpflege noch selber besorgen kann“, lästert Wanninger. Mit ihrem trockenen, bissigen Humor marschierte sie durch ihr Programm und überzeugte in ihren Rollen als Angestellte auf der Wiesn, als Buchhändlerin und als junge Künstlerin, die von ihrem Manager unter Druck gesetzt wird.

Eigentlich war für sie ein ganz anderer Weg vorgesehen, klärt Wanninger die Zuschauer auf: „Ich habe Lehramt studiert, aber um die Aufmerksamkeit von Schülern zu bekommen, muss man ja erst mal eine Whatsapp-Gruppe erstellen.“ Nach kurzen Erfahrungsberichten aus der Edeka-Abteilung und über ihren ersten Freund, kommt Wanninger zurück zu ihrer Volksmusik liebenden Tante Elfriede. Ein „Interview mit Florian Silbereisen“ und der folgende „Zeitungsbericht“ sorgten für eine ausgelassene Stimmung im Bildungswerk, ebenso wie ihre schief gesungene Silbereisen-Imitation. In der Rolle des Bürgermeisters von Schnecklreit machte sie eine gute Figur und auch die yogaverliebte Ehefrau des Rathauschefs blieb von ihrem trockenen Humor nicht verschont.

Wanninger macht darauf aufmerksam, dass jeder der Schönheit hinterherrennt, und lässt es sich nicht nehmen, das Publikum darüber aufzuklären, dass Joggen nicht gut ist: „Das verstärkt die Cellulite, durch die vielen Erschütterungen und beim Bikini-Anprobieren denkt man sich dann ganz schnell, ich hätte nicht so viel Laufen gehen sollen.“

Kurz vor Ende waren es dann nochmals Elfriede und ihr Kontrollzwang, die für Erheiterung sorgten. Laut Wanninger vermietet ihre Tante Wohnungen. Wenn die Untermieter für einige Tage außer Haus sind, geht Tante Elfriede in die Wohnungen, schüttelt die Kissen auf, düngt die Basilikum-Pflanze und räumt die Lebensmittel in den Kühlschrank. Für diese „Mordsarbeit“ muss dann auch die Miete rauf.

Kritik äußert die 32-Jährige an den sozialen Medien Facebook und Instagram, die Schuld daran seien, dass man ständig Angst habe, etwas zu versäumen. „Wir warten darauf in der Gesellschaft anzukommen und respektiert zu werden“, klagt die Münchnerin und betont, dass nur jeder Vierte glücklich sei. Wanninger selbst scheut nicht davor, das Publikum über ihre Ängste zu informieren: „Ich hatte immer Angst, nicht genug zu sein und wollte immer perfekt sein. Damals wollte ich immer 500 Leute im Publikum haben, heute bin ich mit Ihnen zufrieden“, scherzte die Kabarettistin. Zum Schluss gab Wanninger den Zuschauern mit auf den Weg: „Wir stehen uns selber im Weg und machen uns zu große Sorgen über das, was Leute denken. Warum kann guad nicht guad gnua sein?“

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