Meister der frühlingsfrischen Farben

von Redaktion

Bilder und Keramik von Fritz Harnest in der „Villa Maria“ in Bad Aibling

Bad Aibling – Er war einer der Großen unter den Künstlern unserer Region: der 1999 gestorbene Maler Fritz Harnest. 1959 war er Teilnehmer der „documenta 2“ in Kassel. 1997 erhielt er den Rosenheimer Kulturpreis. Jetzt sind seine Bilder in der Galerie „Villa Maria“ in Bad Aibling zu sehen.

Geboren 1905 in München, wurde früh Harnests zeichnerisches Talent erkannt. Bereits mit 16 Jahren wurde er dort an der Akademie der bildenden Künste angenommen. In der Malklasse von Carl Caspar wird er an helle, leuchtende Farben herangeführt – ein Einfluss, der dafür sorgte, dass selbst in Harnests Alterswerk die Bilder frühlingshaft-jugendliche Frische ausstrahlen.

Nach Studienaufenthalten in Berlin und Paris kehrte er nach München zurück, wo er 1935 Mutz Ellermann aus Hamburg, eine Kommilitonin aus der Caspar-Klasse, heiratete. Beide zogen 1938 nach Übersee am Chiemsee. Noch arbeitete Harnest figürlich.

Wegen seiner Französischkenntnisse diente er im Krieg als Dolmetscher in einem Gefangenenlager in Moosburg. Mutz Harnest sorgte nach dem Krieg im Schuldienst für das Auskommen der jungen Familie. Ihr Mann war als Literatur-Übersetzer tätig, zudem gab er privaten Kunstunterricht. 1946 begann wieder die Ausstellungstätigkeit.

In seinen Bildern reduzierte er die menschlichen Figuren immer mehr auf einfache Formen und reine Farben. Hin und wieder stellte seitdem das Ehepaar auch gemeinsam aus.

1989 schlug der Bernauer Keramiker Klaus Steindlmüller vor, gemeinsame Bildschalen auszuführen. Drei dieser Majoliken auf weißer Glasur auf gebranntem Ton sind in dieser Ausstellung zu sehen; auch sie präsentieren die Frische der Harnest’schen Farbpalette.

Der Tod seiner Frau im Jahr 1991 traf Fritz Harnest schwer, seine Schaffenskraft blieb ihm aber bis zu seinem Lebensende Anfang 1999 erhalten. Nur wenige Tage zuvor starb sein älterer Sohn Joseph, der als Architekt, Zeichner und Grafiker in München an der Technischen Universität und an der Fachhochschule Rosenheim Professuren innehatte. Dessen Sohn Stephan betreut seitdem das Werk des Großvaters und hat die Bad Aiblinger Ausstellung gestaltet.

Zu sehen sind hier Ölbilder, Aquarelle, Collagen und Holzschnitte – insgesamt 23 Arbeiten. Gleich im ersten Raum ist eine typische Arbeit aus der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre zu sehen: das Aquarell „Gestalten vor Säulen“. Harnests Frauenfiguren sind hinreißend; es existieren große Ölbilder des damals bereits auf die 90 zugehenden Künstlers von Frauenumrissen im Profil, die auch im Exter-Kunsthaus in Übersee gezeigt wurden.

Mit 1,60 Meter Höhe ist im großen Raum die streng geformte, aber farblich in sich changierende Arbeit „Vorahnung zu Anakreon“ zu sehen. Das Ölbild, angeregt von Hugo Wolfs Goethe-Vertonung „Anakreons Grab“, ist ein Beispiel für Harnests Vorliebe für die Farbe Rot, wie Laudator Alfred Rott aus Marquartstein betonte.

Der Flur der Galerie zeigt Farbholzschnitte auf Japanpapier, unter anderem Arbeiten aus dem Zyklus „Gruppe violetter Triebe“, auf die reine Form reduzierte Gewächse aus den späten 1960er-Jahren. Den Einfluss von Musik auf das Werk des Künstlers repräsentiert im mittleren Galerieraum das 92 mal 125 Zentimeter messende Ölbild „Anklingend an Messiaen“. Die abstrakte Komposition, die wie eine Zusammenführung der Malstile von Paul Klee und Joan Miro anmutet, vermittelt den Eindruck, als ob Klänge aus Notenblättern aufstiegen.

Öffnungszeiten und Lesung

Die Ausstellung „Fritz Harnest – Formen, Farben, Größen“ in der „Villa Maria“ an der Rosenheimer Straße 43 ist samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung bis 15. April geöffnet. Im Rahmen dieser Ausstellung liest Renate M. Mayer am Freitag, 23. März, um 20 Uhr unter dem Thema „Abstrakte Bilder – konkrete Verse“ eigene Gedichte. Die notwendige Anmeldung ist bis Montag, 19. März, unter Telefon 08061/ 92770 möglich.

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