Theaterinsel Rosenheim

Ein extravagantes Theaterspiel

von Redaktion

Josef Ellmayer entspinnt in seinem neuen Stück ein Gespräch über Liebe, Poesie und den freien Willen

Rosenheim – „Natalie Portmann – Fragmente und Verbindungen oder die Heimkehr nach Aldebaran“ betitelt Josef Ellmayer sein Stück, das jetzt in der Theaterinsel in der Inszenierung von Andreas Schwankl Premiere feierte.

Im Gespräch zwischen einem Lebenden und einem Toten bespielt ein Mann mit Zylinder im Hintergrund ein Klavier. Dieser, ein Dichter, (Autor und Darsteller Josef Ellmayer) erzählt seinem jungen toten Freund (Rocco Heimannsberg) von einer gescheiterten Liebesbeziehung und deren fehlgeschlagenen Rettungsversuchen. Der Name Natalie Portman steht für eine unerreichbare, unerfüllbare Liebesbeziehung.

Zu Beginn bewegt sich der junge Mann in Zeitlupentempo im Dämmerlicht der Bühne zum Klavierspiel des Dichters. Er entfernt die roten Stoffverkleidungen vom Mobiliar, schleicht hinaus, kommt zurück. Es entwickelt sich zwischen den beiden, dem lebenden Mann mit Zylinder und seinem Freund im Jenseits ein Gespräch über Liebe, Poesie, Selbstmord und dem freien Willen. Während der Dichter in fast ständigem Redefluss spricht, sind die Worte des toten Freundes reduzierter, provozieren aber den Dichter. Es kommt zur Streitfrage, ob eine Erfahrung einen Suizid rechtfertigt, den der Tote scheinbar begangen hat.

Im Rahmen des Streits wirft der Lebende seinem toten Freund vor, nie über einen freien Willen verfügt zu haben und versucht sodann, dem Begriff der Willensfreiheit theoretisch Beweis zu führen. Dies mündet allerdings in die Konzeption eines neuen technologischen Wesens, welches schließlich seinerseits die Voraussetzung schafft, auf den Planeten Aldebaran zu reisen, auf dem der Tote vorgibt, als Gott zu leben.

Im poetischen Text von Josef Ellmayer entstehen Traumbilder und Gedanken, mit wenigen Mitteln fantasievoll umgesetzt. Mit dem Regisseur Andreas Schwankel, der besonders durch seine Bewegungen mit teilweise artistischen Verrenkungen die Musik und Sprache der Geschichte zu einem assoziativen Bilderstrom vereint, begeben sich die drei auf eine emotionale Reise durch Zeit und Raum. Schwankl ist der Tod in der Gestalt eines Gauklers, ein Teil der Persönlichkeit des toten jungen Mannes. Einmal erscheint er als Wesen im Pelz, den er in einem humorvollen Geschehen wie seine Haut ein-cremt. Im Video blitzen Sterne einer fernen Galaxie auf. Josef Ellmayer setzt zu sei-nem einmal fließenden und dann wieder monotonen Klavierspiel auch heftige Klänge eines Synthesizers ein, die seine Texte überlagern.

Am Ende reflektieren Heimannsberg und der Regisseur Schwankl: „Die Götter haben uns Menschen so geschaffen, dass es so kommen musste. Das Gute und das Böse ist für die Götter genau so. Die Menschen sind eine Idee der Götter, sie sind die Kreatur eines ganz bestimmten Gottes. Sie kehren in ihre eigene Heimat zurück.“ Das vorwiegend junge Publikum dankte Autor, Regisseur und Darsteller für ein kleines extravagantes Theaterspiel mit großem Applaus.

Weitere Aufführungen finden am 20., 21. und 22. sowie 27., 28. und 29. April, samstags jeweils um 20 Uhr, sonntags um 17 Uhr, in der Theaterinsel Rosenheim, Chiemseestraße 8, statt.

Wie war’s?

„Es hat mir sehr gut gefallen, eine große Leistung! Ich habe nicht alles verstanden, aber man muss nicht alles verstehen. Es ist für mich wie eine Reise und ich habe mir mein eigenes Bild gemacht. Es war für mich sehr poetisch und körperlich sehr präzise und toll. Ich würde es in jedem Fall weiterempfehlen. Ich empfand es wie eine kleine Blase voll Humor und Fantasie.“

Olivia Raclot

Rosenheim

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