Prien – Eigentlich hatten die Verantwortlichen der Priener Marketing GmbH als Veranstalter des „Priener Kulturfrühlings“ den Chiemsee Saal für Django Asül vorgesehen. Doch die große Nachfrage veranlasste sie kurzfristig, den Kabarettabend in den größeren König-Ludwig-Saal zu verlegen. Und das war gut so, kamen doch 310 Besucher in den Genuss von Asüls neuem Soloprogramm „Letzte Patrone“.
Zwei Stunden lang schoss Django Asül auf der Bühne eine Kugel nach der anderen gezielt und treffsicher ab. Dabei mussten die Zuhörer nicht so sehr darauf bedacht sein, getroffen zu werden. Vielmehr mussten sie sich drauf konzentrieren, die Spitzfindigkeiten in Asüls Texten zu erkennen. Hatte sie der Kabarettist doch ziemlich gut in seinen Patronenhülsen versteckt. Was da scheinbar so locker und unverfänglich daherkam, war meistens gar nicht so unverfänglich.
Der Einstieg ins Programm war noch recht harmlos. Asül verglich den König-Ludwig-Saal mit einer Mischung aus Elbphilharmonie und Zirbelstube und die Medicalpark-Kliniken als eine Art Jurassicpark. Auch was danach kam, war geschickt verpackt in Geschichten über diverse Vereine seines niederbayerischen Heimatortes Hengersberg bei Deggendorf. Involviert in die freiwillige Feuerwehr, den Krieger- und Veteranenverein sowie die verschiedenen Stammtische entdeckte Asül seine karitative Ader – und ging dabei auf die aktuellen politischen und sozialen Krisenherde ein. Vom Flüchtlingsproblem bis zur Europa-Frage ließ er nichts aus. Ja, er kam sogar zu der Feststellung: „Europa ist kein Kontinent, sondern inkontinent“.
Daneben streifte er Carsten Maschmeyers Ratgeber-Buch für Reichtum und dabei seine eigenen Schulerfahrungen mit der Mengenlehre. Er machte einen Crashkurs mit dem Publikum für Auto- und Motorenkunde und die Mythenwelt der Griechen. So käme der Name Zeus vom Begriff „Zeugen“.
Hengersberg
ist die Welt
Und immer wieder kam der Kabarettist auf Hengersberg zurück. Der Ort musste für alles herhalten. Galt doch dort der Schweinsbraten als sozialer Einstieg. Und eine Mitgliedschaft beim Krieger- und Veteranenverein sei der in einem Lions-Club gleichzusetzen. Kurzum: Die Zuhörer bemerkten an den zahllosen Beispielen, wie austauschbar die vermeintlichen Werte und Wertigkeiten sind – egal, auf welchem Gebiet sie angesiedelt sind.
So nahm das Publikum jede Menge Lebensweisheiten mit nach Hause. Und das nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern höchst amüsant aufbereitet.
Der Applaus war gigantisch, doch Asül kam dem Ruf der Zuhörer um eine Zugabe zuvor. Er wolle sich das sinnlose Hin- und Herlaufen auf der Bühne ersparen. Und er nehme sich nach der Vorstellung Zeit für Autogramme. Allerdings sei das keine Tauschbörse, mahnte er: Also kein Django Asül-Autogramm im Austausch für einen Hansi Hinterseer-Schriftzug!