Forst im Ortsnamen

von Redaktion

Der „Forst“ im Ortsnamen beschließt die Sequenz über die Bezeichnungen für den Wald, die in dieser Serie bisher veröffentlicht worden sind: Ortsnamen mit den Bestandteilen Hart (Reischenhart), Holz (Holzham), Loh (Lohholz), Schachen (Schechen) und Wald (Kirchwald).

Den Forst im Namen tragen in unserer Region mindestens vier Ortschaften: Forst in der Gemeinde Vogtareuth, Forst am See in der Gemeinde Prutting, Forsting in der Gemeinde Pfaffing sowie Forsting in der Gemeinde Bad Feilnbach. Ob hier aber jedesmal der „Forst“, womit landläufig der „gehegte Wald“ oder der „Bannwald“ gemeint ist, dem Namen zugrunde liegt, kann nur die individuelle Namensforschung und die Realprobe nachweisen.

Die Einöde Forsting bei Bad Feilnbach liegt unmittelbar an der Autobahn A8. Von Dettendorf aus erreicht man Forsting auf der Gemeindestraße nach Gries und Moos, bis es per Brücke über die Autobahn geht. Die beiden landwirtschaftlichen Gebäude liegen auf der Ebene, die sich zwischen Au und Bad Aibling erstreckt. In früheren Zeiten war das eine Moorlandschaft. Da Forsting in nächster Nachbarschaft zum Weiler Moos liegt, könnte man hier eher an einen Moornamen als an einen Waldnamen denken. Und da schau her:

Der Namenforscher Hans Bahlow nennt in „Deutschlands geografische Namenwelt“ einen Ort namens Förste an der Söse, der westlich von Osterode im Harz liegt. Dieser hieß urkundlich Fore-sati, was Bahlow mit „Siedlung am Moor“ erklärt.

Das Wort „For“, das Bahlow als „verklungen“ bezeichnet, bedeute hier „Moor, Moder“.

Forsting würde wegen seiner Lage genau diese Realprobe bestehen. Also: „Siedlung am Moor“? Zudem trägt ja die nahe gelegene Ortschaft Moos das bairische Wort für „Moor“ im Namen!

Aber leider liegt uns keine mittelalterliche Schreibung für unser Forsting vor. In Hans Meixners Studie „Die Ortsnamen der Gegend um Rosenheim“ findet man vielmehr diese Erklärung für „Forsting“, womit Meixner sicherlich Forsting bei Pfaffing meint: „Forstorn“ (1419 und 1435), „Forstern“ (16. Jahrhundert). Meixner erklärt den Namen als Ort „bei den Forstarbeitern“, den – früher – „forstaeren“.

Und tatsächlich: Unweit von Forsting bei Moos erstreckt sich in südlicher Richtung ein mehrere Kilometer breiter Waldgürtel. Auch die zweite Realprobe wäre somit bestanden! Unsere beiden Forsting-Orte sind demnach keine „echten“, sondern „unechte“ -ing-Orte. Das heißt, die Endung –ing ist hier kein Suffix, das eine Zugehörigkeit bezeichnet, so wie bei Greimharting, das 1135 Grimhartingen lautete und demzufolge als „bei den Leuten des Grimhart (später Greimhart)“ erklärt werden kann. Das -ing im Namen Forsting ist vielmehr eine Abschwächung der Endung -ern. Nicht so bei Forstern im Landkreis Erding! Wurde dort etwa deutlicher als bei uns heroben gesprochen?

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