Jazz im Roseneck

Jazz-Klassiker zeitlos interpretiert

von Redaktion

Ausverkauftes Konzert der Schweizer Sängerin Lucia Cadotsch in Prien

Prien – Zum 30. Mal veranstaltete das Münchner Architektenehepaar Hirner in seinem Stadel am Priener Roseneck ein Jazzkonzert. Diesmal hatten sie die in Berlin lebende Schweizer Jazzsängerin Lucia Cadotsch eingeladen. Begleitet wurde sie vom Bassisten Petter Eldh und dem Saxofonisten Otis Sandsjö.

Das Konzert stand unter dem Namen „Speak low“, ein Titel, der am Ende des Konzerts noch einmal auftauchte.

Lucia Cadotsch erhielt im vergangenen Jahr den Echo-Preis im Bereich Jazz und war zum Winterjazzfestival nach New York und zum Jazzfest Berlin eingeladen. Zudem attestierte ihr die Zeitschrift „Die Zeit“ die „Wiederbelebung des Jazzgesangs“. Dem schlossen sich die rund 100 Zuhörer im voll besetzten Stadel schnell an. Das Repertoire der zierlichen Sängerin umfasst eine außergewöhnlich schöne Sammlung von Liedern, die sie vor allem nach ihrem großen Vorbild Billie Holiday interpretiert. Doch das tut sie auf ihre ureigene Art und Weise: Sanft und dennoch aufwühlend, zugleich klagend und beseelt mit ganz viel Ausdruckskraft.

Sie benötigt keine Soulstimme und bedient sich nicht des Scattering-Gesangs. Ihre klare, doch wandlungsfähige Jazz-Stimme genügt, um Klassiker zu interpretieren und zeitlos zu machen. Sie zeigt Gefühle und singt von Liebesbeziehungen. So „Smile when your heart is breaking“, interpretiert von Nat King Cole. Und wiederum interpretiert von Lucia Cadotsch auf ihre ganz besondere, zurückhaltende Art.

Begann sie das Konzert mit „Gloomy Sunday“, so erwarteten die Zuhörer ein weiteres Lied von Billie Holiday, nämlich „Strange Fruit“ als Anklage der Lynchmorde an schwarzen Nordamerikanern. Doch stattdessen brachte Lucia Cadotsch „Deep Song“ und „Don’t explain“ von Billie Holiday. „Speak low“ von Kurt Weill aus dem Musical „One touch of Venus“ war einer der letzten Titel sowie das bekannte „Moon River“ aus dem Film „Frühstück bei Tiffany“, gefühlvoll gesungen.

Bei diesem Song war erstmals so etwas wie eine Melodie beim Bassisten Petter Eldh zu erkennen. Ansonsten spielten Kontrabass und Saxofon kompromisslosen Free Jazz. Die Zuhörer hatten keine Chance, sich genüsslich zurückzulehnen bei melodischen Klängen. Doch das wollten die eingefleischten Jazzfans auch gar nicht. Vielmehr konzentrierten sie sich auf die zumeist aufpeitschenden Improvisationen von Kontrabass und Saxofon, ob zum Gesang von Lucia Cadotsch oder solistisch.

Der Applaus war gigantisch und auch die Musiker waren begeistert von ihrem Publikum. „Es war wunderbar, die Atmosphäre sehr intim und die Akustik im Stadel hervorragend“, sagte Saxofonist Otis Sandsjö. Die nächste Station ist Basel.

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