Rosenheim – Seine Warnungen vor dem Faschismus bleiben ohne Resonanz: Ernst Toller, während der Münchner Räterepublik 1919 einer ihre maßgeblichsten Vertreter, bleibt ein Wanderer zwischen den Welten. In der Weimarer Republik als expressionistischer Autor erfolgreich, verbrennen die Nazis seine Werke. Toller emigriert zunächst in die Schweiz, dann nach England und schließlich in die USA, wo er sich 1939 erst 45-jährig aus Verzweiflung in einem New Yorker Hotelzimmer das Leben nimmt.
Dieses Hotelzimmer mit Sessel, Schreibmaschine, Koffer und auf dem Boden verstreuten Zeitungen und Manuskripten bildete das Bühnenbild für das Ein-Mann-Stück „Hoppla, wir leben! Ernst Toller – Ein bayerisches Revolutionsdrama“, das im Wasserburger Theater Belacqua aufgeführt wurde. Die Rolle Tollers spielte Matthias Klösel von der Theaterwerkstatt Augsburg. Regie führte Jürg Schlachter.
Klösel, der auch den Text für das Stück verfasst hat, präsentierte eine Collage aus Tollers wichtigsten Lebensstationen. In sprunghaft wechselnden Rückblicken berichtete Toller über seine deprimierende Zeit in den USA, die fürchterlichen Erlebnisse als Soldat an der Westfront, die gescheiterte Räterepublik, das Heraufkommen des Faschismus, schließlich seine zunehmende Vereinsamung und seine Schreibblockaden. Dabei wechselte der Getriebene oft unruhig den Platz, saß mal Zeitung lesend im Sessel, stand mal an seinem Koffer, ging ziellos umher oder kniete auf dem Boden und las aus einem Steckbrief, mit dem ihn die Polizei nach der Niederschlagung der Räterepublik suchte.
Damit er seinem Leben jederzeit ein Ende setzen kann, hat Toller einen Strick im Koffer. „Ein Jude bin ich mit einer kriegsgeschädigten deutschen Seele“, muss er resigniert erkennen. Er, der „Träumer einer besseren Welt“, verabscheut den „American way of life“ mit seinem bigotten, oberflächlichen Konsumismus. Dass die Massen nach dem Krieg für eine Revolution von unten nicht reif waren, verbittert ihn. In den Menschen sieht er jetzt nur noch Fratzen.
Auszüge aus einer Hitlerrede, Lieder und Gedichte vermittelten Authentizität. Da das Stück nur 45 Minuten dauerte, kam Wissenswertes aus Tollers Leben zu kurz, etwa seine Bedeutung als expressionistischer Dramatiker oder seine Rolle in den unterschiedlichen Phasen der Räterepublik. Sein Monolog wirkte oft zu schlagwortartig gerafft, die Texte setzten zudem eine Kenntnis historischer Zusammenhänge voraus. Auch hätte Klösel seine Erregung noch leidenschaftlicher, emphatischer ausdrücken können, zumal Toller ein charismatischer Redner gewesen sein soll. Die leider nur wenigen Besucher spendeten dem beeindruckenden Ein-Personen-Stück gleichwohl anhaltenden Applaus.