Bad Aibling – 41 neue kolorierte Zeichnungen von Reinhard Michl zeigt die Galerie „Villa Maria“ in Bad Aibling unter dem Titel „Mondmüde“. Zu sehen sind sowohl die Originalbilder aus dem gleichnamigen Insel-Verlag-Bändchen mit Gedichten, an deren Auswahl der Künstler beteiligt war, als auch „freie Arbeiten“ des 69-jährigen gebürtigen Niederbayern. Galerist Ernst Geyer stellte bei der gut besuchten Vernissage Michl als denjenigen Künstler vor, der 1995 den Ausstellungsreigen der „Villa Maria“ eröffnete und seitdem dort mehrmals seine humorvollen Bilder zeigte.
Der in München lebende Künstler ist vor allem als Zeichner und Illustrator von Kinderbüchern bekannt. Nach einer Schriftsetzerlehre und dem Diplom als Grafikdesigner studierte er an der Münchner Akademie der Bildenden Künste. Er gilt als einer der auch international renommiertesten Kinderbuchillustratoren Deutschlands und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Im Flur der Galerie sind Originale aus dem bereits erwähnten Gedichtband zu sehen – stille Landschaften unter leuchtendem Vollmond, und auch eine kleinen Meerjungfrau taucht auf.
Fische, Frösche, Ratten, Hamster, Füchse und Katzen bevölkern in meist menschlichen Posen seine Zeichnungen, vielfach sind es aber auch tierische Fantasiegeschöpfe, die aus der Menagerie eines Hieronymus Bosch stammen könnten. Im Bild „Faunaclub“ lümmeln Mäuse und ein Frosch an einem Bartresen, ein Rabe mixt Cocktails, und der Hamster hinter der Theke poliert schmunzelnd mit geschlossenen Augen ein Glas. Die Szenerie entspricht in der Haltung der Protagonisten völlig der menschlichen Typologie, und wer sich dieses Werk Michls einprägt, läuft Gefahr, beim nächsten Barbesuch die anderen Gäste zu mustern und sie sich als Frösche, Mäuse, Hamster oder andere Kreaturen vorzustellen. Fast könnte man meinen, Michl habe einen Schnappschuss aus dem Münchner Nachtleben tierisch „umbesetzt“. In „Bauernregel“ fläzen sich zwei Dromedare auf den verzweigten Stämmen eines niedrigen Baumes und spielen ein Partie Schach.
Die meisten Bilder sind von geradezu fotorealistischer Präzision, aber zunehmend arbeitet der Künstler auch freier, lässt die Farben verschwimmen, löst sich bei seinem „Fischverächter“ weitgehend vom Realismus und arbeitet nur mit Umrissen. Michl fügt gerne Texte in seine Arbeiten ein, unter anderem von Wolfgang Borchert im Bild „Laternentraum“. Im Gespräch mit Galerist Ernst Geyer erläuterte der Künstler seine Vorgehens- und Arbeitsweise – und dass er beim Arbeiten gerne Bluesmusik hört. Und deren Texte haben gerne müde Mondnächte als Thema.
Die Ausstellung in der „Villa Maria“ in Bad Aibling an der Rosenheimer Straße 43 ist samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung unter der Telefonnummer 08061/92770 bis 3. Juni geöffnet.