Volksmusik trifft Klassik

Ein Gesamtkunstwerk

von Redaktion

Ein „Marienkonzert“ der Superlative in der Eggstätter Pfarrkirche

Eggstätt – Immateriell wirkende Töne schwebten wie Lichtsstrahlen im Raum, verdichteten sich und entfachten einen Wirbel farbiger Obertöne. Urheber dieses schier unfassbaren Klangrausches war der „Almbach Dreigesang“ aus dem Salzburgischen mit einem scheinbar simplen Jodler. Der magischen Wirkung purer Dreiklänge hätte man sich gern noch länger ausliefern mögen. Freilich verzauberten Christina Ömmer, Magdalena Golser und Leopold Breinlinger das Publikum auch noch mit Marienliedern, wie von Giotto gemalt, die das Programm des Abends subtil interpunktierten.

Die Rede ist vom Eggstätter Marienkonzert, das Organisator und Musikant Rupert Dirsch mit Hilfe erlesenster Kräfte in der „Provinz“ hervorgezaubert hat. Sein Konzept „Volksmusik und Klassik“ will keine Kontraste hervorheben, sondern im Gegenteil das Gemeinsame betonen: Mozart, Vivaldi und das alpenländische Idiom verschmolzen zu einer dicht verwobenen Einheit. Die Fans wissen längst, was sie erwartet, und so war die Eggstätter Kirche bei den beiden Aufführungen komplett gefüllt.

Die Chiemseer Musikanten unter der Leitung von Rupert Dirsch waren diesmal aufgestockt durch Streicher des Rimstinger Kammerorchesters. Filigran und doch mit sattem Ton erklang Mozarts „Rondo Pastorale“, KV 563 für Harfe und Quintett.

Als Solist war Alexander Mangstl im Einsatz, einer der bedeutenden Harfenisten der Region. Wie einträchtig und harmonisch klangen die Streicher mit den typischen Volksinstrumenten wie Hackbrett, Gitarre oder Zither zusammen, etwa bei dem so charmanten Menuett oder Rondo Mozarts!

Ein Moderator durfte nicht fehlen; Martin Fogt vom Bayerischen Rundfunk erzählte mit professionell-angenehmer Stimme kleine Andekdoten und gab manche interessante Hintergrund-Information zum Besten. Den beiden Klassikern, Mozart und Vivaldi, sei gemeinsam, dass sie in Wien gestorben sind, in Armut versteht sich, und dass sie längst über den Zenit ihres Erfolges hinaus waren…

Im Konzert gaben die beiden musikalischen Heroen allerdings drei außergewöhnlichen Solisten Gelegenheit, zu brillieren und die Begeisterung der Zuhörer zum Sieden zu bringen. Verena-Maria Fitz ließ zusammen mit dem Kammerorchester Vivaldis vielgehörten „Frühling“ in ungeahnter Weise aufblühen. Virtuos tirilierte und zwitscherte ihre Violine ohne auch nur entfernt die Musik ins dekorativ Nette, Gefällige abdriften zu lassen.

Das Orchester unter der Leitung des großen und souveränen Künstlers Florian Sonnleitner zeichnete exakt und liebevoll (und vehement) jedes Detail nach, setzte, wenn nötig, kräftige Akzente und wechselte minutiös vom Piano ins Forte und umgekehrt.

Mit Mozarts Violinkonzert B-Dur, KV 216, lief So-Young Kim zu großer Form auf. Ihr seelenvoller Ton, der kraftvoll und sehr farbig die Melodien aufleuchten ließ, machte aus dem eher unbekannteren Werk eine Haupt- und Staatsaktion, die zutiefst berührte.

Zum Kehraus blies der in Eggstätt immer wieder gern gehörte Michael Martin Kofler: Mozarts Flötenkonzert in G-Dur, KV 313, lieferte dem Solisten alle Steilvorlagen für sein überwältigend mitreißendes Spiel. Die unbändige Musizierlaune Koflers blitzte aus seinen Augen, und zwischen Solist und Orchester war ein inniges Einverständnis und ein ständiges Geben und Nehmen. Wie hätte man (auch als Vater) diesen Muttertag glücklicher beschließen können!

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