Kreuzbichl

von Redaktion

„A Gipfegreiz? Naa, a Gipfegreiz brauch ma z Greizbihi ned! SchaunS her: Kreuzbichl is ja koa Berg ned, grod a Bihä“, lacht Franz Schmid, Schreinermeister im Weiler Kreuzbichl, der in der Marktgemeinde Bad Endorf an der Straße zwischen Thalkirchen und Hirnsberg liegt. Franz Schmid charakterisiert die Lage seines Wohnortes zutreffend als „leichte Anhöhe“, „Vorsprung“ des nahen ansteigenden Geländes, nämlich des Hirnsberger Berges. Und genau diese Geländeform bezeichnet das Wort „Bichl“, bairisch „Bihi“, verkleinert als „Bihä“ (Bicherl). Bichl kommt auch in der Variante „Bühl“ vor und basiert auf althochdeutsch puhil, mittelhochdeutsch buhil oder buhel. Der u-Laut wurde dabei durch das folgende i zu ü umgelautet, siehe Bühl, oder aber etwas später zu i entrundet, siehe Bichl.

Aber welche Rolle spielt das Kreuz in Kreuzbichl? Eine mögliche Erklärung liefert Wolfgang Madl in seinem schönen Büacherl „Flurdenkmäler in der Marktgemeinde Bad Endorf“ von 2011. Er schreibt auf Seite 110: „In Kreuzbichl, links von der Hirnsberger Straße, am alten Kirchenweg, steht die Kapelle ‚Jesus am Ölberg‘. (…) Sie stammt aus der Barockzeit. (…) Sie besitzt ein steiles Dach, der Zugang ist mit einem Vordach versehen. Es ist, wie das Kapellendach, mit einem Kreuz gekrönt“. Wenn das keine gute Erklärung für den Namen Kreuzbichl wäre!

Ähnlich verhält es sich ja mit dem Kreuzbichl in Berlin, der besser als Kreuzberg bekannt ist. Ursprünglich als Tempelberg oder Weinberg bekannt, wurde er ab 1821 wohl wegen des eisernen Kreuzes, das sich auf dem von Karl Friedrich Schinkel konzipierten National-Denkmal befindet, benannt.

Wie Adolf Bach in „Deutsche Namenkunde“ anmerkt, war das Kreuz, althochdeutsch kruzi, schon seit der althochdeutschen Zeit in Flurnamen weit verbreitet. Für unser Kreuzbichl gibt es freilich erst für das Jahr 1161 einen Beleg: Crucepuhel. Hans Meixner versah in „Die Ortsnamen der Gegend um Rosenheim“ dies aber mit einem Fragezeichen. Möglicherweise ist hier ein anderes Kreuzbichl gemeint, etwa Kreuzbichl oberhalb von Übersee.

Der zweite mögliche Beleg für unser Kreuzbichl lautet kräwtzpühl und stammt aus den Steuerbüchern von Wildenwart von 1446. Selbst wenn aber nur eine dieser beiden Herleitungen zutrifft, ist die Ölbergkapelle geradenicht für die Namensgebung ursächlich. Dafür ist sie mindestens 350 Jahre zu „jung“! So trägt Kreuzbichl seinen Namen wohl von der Lage zwischen den Kirchen von Thalkirchen und Hirnsberg.

Aber spielte das Kreuz hier überhaupt eine Rolle? Der Ort Kreuzein in Tirol leitet sich, so der Ortsnamenforscher Karl Finsterwalder, von einem romanischen Wort croz (steile Felspartie, Felskopf) her. Kreuzbichl wäre somit die „felsköpfige Anhöhe“. Ob Franz Schmid da zustimmen könnte?

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