Im Interview: „Isarindian“ Willy Michl

„Ich folge meinen Träumen“

von Redaktion

Der Künstler über seine Auswahl bei Konzerten und ein neues Album

Riedering – Er gilt als Erfinder des bayerischen Blues, fällt aber nicht nur durch seine Lieder in Mundart auf, sondern unter anderem auch durch seine extravagante Kleidung in indianischem Stil. Am Donnerstag, 7. Juni, steht Willy Michl (67) auf der Bühne des Gasthofs Hirzinger in Söllhuben bei Riedering (siehe Kasten). Wie der Münchner seine Songauswahl für diesen Abend trifft und warum sich seine Fans auf September freuen dürfen, hat der „Isarindian“ im Interview mit den OVB-Heimatzeitungen verraten.

Sie absolvieren unzählige Auftritte im Jahr, bei denen Sie immer wieder auch neue Songs präsentieren. Welche Rolle nehmen Sie als Künstler lieber ein? Den Musiker auf der Bühne oder den Songschreiber?

Um der Wahrheit zu folgen, was ja für mich eine Grundbedingung meines Daseins als Mensch und Künstler ist: So viele Auftritte wie früher sind’s ja nicht mehr. Ich gehe derzeit circa 50-mal im Jahr auf die Bühne. Singer/Songwriter sagt man ja heute – ich bin Liedermacher. Ich bringe eigene Songs, die ich selbst komponiert und erdichtet habe. Erträumt, wie ich als Isarindian sage. Natürlich spiele ich auch Songs anderer Stars, etwa von Bob Dylan, Johnny Cash und Otis Redding oder auch Swing und Jazz, Soul, Rock und vor allem meinen Bairischen Blues, den ich Anfang der 70er-Jahre aus der Taufe gehoben habe. Ich bin der Urheber des Bairischen Blues – das ist Fakt.

Im Gegensatz zu vielen Ihrer Kollegen arbeiten Sie bei Auftritten nahezu ohne Setliste. Von welchen Dingen lassen Sie sich auf der Bühne bei der Songauswahl beeinflussen?

Ein Willy-Michl-Auftritt ist in gewisser Weise eine Zeremonie. Und die hat den Sinn, das Herz aller Anwesenden zu vereinen. Das allein führt dazu, dass ein besonderer Abend entsteht. Wenn man jedoch hingeht und sein Programm ablaufen lässt, immer das Gleiche, dann hat man als Bluesmann sein Ziel und seinen Lebenssinn verfehlt. Ja klar weiss ich, was ich mache. Ich such‘ mir aus meinen Liedern, übrigens sind darunter viele nicht veröffentlichte Werke, das aus, was an diesem Abend nach Gefühl reinpasst. Ein Indianer sagte mal, es gibt Songs, die dadurch geheiligt werden, dass sie nur ein einziges Mal gesungen wurden. Es sind die Geister, die es mir sagen – ich folge dann meinen Träumen. Genau das ist es, was die Willy-Michl-Zuhörer erwarten und wünschen.

Sie sind – unter anderem durch ihre indianisch anmutende Bekleidung – auch als „Isarindianer“ bekannt. Welche Werte sollten sich die Europäer von indigenen Völkern aneignen?

Ich trage eine Mode, die ich selbst entworfen habe. Es ist mein eigenes Design, ich ahme keine indigenen Völker nach. Ich bin kein selbsternannter Indianer, sondern schon als Kind erfuhr ich vom Genozid an indigenen Völkern wie den Sioux und anderen Stämmen der First Nations. Also folgte ich meinen Träumen und wanderte als Isarindian auf dem „Roten Weg“ eines Indianers. Ich wollte für Frieden und Freiheit singen, ein Freigeist sein. Als ich dann hier in meiner Heimat Bayern indigenen Menschen begegnete und deren kulturelle Welten kennen lernte, konnte ich sehen, dass es keinen Unterschied zwischen den Menschen gibt.

Aber es gibt doch zumindest Unterschiede in der Lebensweise, oder?

Was uns unterscheidet, sind verschiedenste Zeremonien und Lebensweisen der Kulturen anderer Völker. Jedoch auch Religionen. Und da hat man ja die Möglichkeit, was zu lernen und es zu teilen. Ich glaube, dass kein Moslem hier einen Bayern daran hindern würde, den Ramadan mitzumachen. So ähnlich war es auch mit meinen indianischen Freunden, die mich hier besuchten. Sie haben mich in ihre Zeremonien eingeladen und ich erkannte, dass ich mich nicht getäuscht hatte: Indianer nähern sich dem Geheimnis des Lebens anders als alle anderen Religionen. Es ist ebenso meine Weise. Wir empfinden uns nicht als Krone der Schöpfung, sondern als Teil derselben. Alles, was ich von Kindheit an geträumt hatte, bestätigte sich. Also wusste ich: Ich bin Isarindian und mit allen Wesen verwandt.

Besitzen Sie auch einen indianischen Namen?

Der lautet „Sound of thunder“ – ich bin derjenige, den die Bayern Willy Michl nennen.

Können Ihre Fans in naher Zukunft auf ein neues Album hoffen?

Ja klar, ich arbeite dran. In zwei bis drei Monaten kommt’s raus. Die Produktion trägt den Titel „Steinzeitmann“. Ich freue mich schon darauf, die Songs beim Homerecording in wenigen Wochen aufzunehmen und dann im Studio nachzubearbeiten. Ich will die Scheibe bis Mitte September rausbringen. Interview: Mathias Weinzierl

Infos zum Konzert

Ein klassischer Bluesliederabend erwartet die die Besucher beim Konzert von Willy Michl am Donnerstag, 7. Juni, um 20 Uhr im alten kleinen Saal im Söllhubener Gasthaus Hirzinger. Der Künstler wird dabei ohne Mikrofon und nur mit leicht verstärkter Gitarre auftreten. Reservierungen sind unter der Telefonnummer 08036/1266 möglich.mw

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