Musikalische Spannung pur

von Redaktion

Gelungenes Sommerkonzert von Chiemgau-Orchester samt Blaskapelle Prien

Prien – Im wahrsten Sinne über sich hinaus wuchs das Chiemgauorchester (CHO) – erstmalig gemeinsam mit der Priener Blaskapelle, zahlreichen Mitgliedern anderer Blaskapellen und unterstützt von Profimusikern aus Region – beim Sommerkonzert mit spätromantische und klassisch-modernen Werken. Und das Hinauswachsen bezieht sich dabei nicht nur auf die Zahl der Musiker, sondern mehr noch auf das musikalische Zusammenspiel.

Matthias Linke dirigierte souverän und mit großer innerer Spannung, die sich auf das gesamt Ensemble übertrug. Schon der Auftakt war gelungen: Bei Ottorino Respighis dritter Suite der Antiche danze ed arie per liuto entsprach die Spielweise des CHO quasi vollkommen der Absicht des Komponisten, Musikschätze der Renaissance und des italienischen Frühbarocks orchestral wiederzubeleben. Und auch bei Edvards Griegs Peer-Gynt-Suite Nr 1, op. 46, spielte das CHO, verstärkt mit Holz, Blech, Horn, Pauke, Trommel und Becken, laut- und klangmalerisch mit den Satzvorgaben des nordischen Märchenschauspiels: Wiegende Morgenstimmung, passend zum Sonnenaufgang (brilliant hier die Bläser), dann nur mit Streichern besetzt das andante doloroso für Åses Tod, ehe gedämpfte Streichermelodien und Triangel-Schläge, die mit dem Publikum exotisch-tänzerisch flirteten. Zum Schluss bedrohliche und düstere Klänge „in der Halle des Bergkönigs“ – in Tempo, Tonumfang und Dynamik steigerte sich das Orchester bis zum abrupt endenden Schlussakkord.

Klanglich sauber „malte“ das CHO dann weiter: Mit Modest Mussorgskys Bildern einer Ausstellung, in der Orchesterfassung von Maurice Ravel. Zum Abschluss stand Gustav Holsts Symphonie „Die Planeten“ auf dem Programm, die Charaktere von Mars, Venus, Merkurs, Jupiter, Saturn und Uranus werden dabei musikalisch dargestellt. Während der Satz „Mars“ auch für Filmmusiken wie „Star Wars“ oder „Gladiator“ als Inspirationsquelle dient, schwebte „Venus“ hingegen sanft und verklärt und „Jupiter“ kam in ausgelassener Festlaune daher.

Das CHO hielt zusammen mit der großen Bläser- und Schlagwerkbesetzung die musikalische Spannung den ganzen Abend über. Beinahe hätte man da die berühmte Stecknadel an den Pianissimo-Stellen fallen hören, einfühlsames Adagio, übermütiges Allegro, majestätisches Pomposo, üppig-krachende Fortissimo-Stellen – so macht Musik Spaß.

Artikel 4 von 7