Aschau – „Sommerwolkentraum“ hat Antonia Gottwald ihre Lesung genannt, die sie in der Alpenfabrik Aschau hielt. Antonia Gottwald ist die Enkelin von Max Baur. Der gebürtige Günzburger landete nach Stationen in Innsbruck, Trier und Wernigerode und Potsdam mit seiner Familie in Aschau, dem Heimatort seiner Frau. Dort errichtete er in der Zillibillerstraße eine Fotowerkstatt.
Seine Enkelin Antonia Gottwald hatte in der Alpenfabrik fast 200 Fotografien aus dem Nachlass ihres Großvaters mit Hilfe der Gemeinde und dem Heimat- und Geschichtsvereins Aschau präsentiert. Bei der Finissage am vergangenen Wochenende las die Bühnenschauspielerin Texte aus dem Briefwechsel zwischen ihrem Großvater und dem Literaten Hermann Hesse.
Begonnen hatte der Gedankenaustausch 1933 in Wernigerode, als Max Baur dem Schriftsteller, der damals in Lugano lebte, einige seiner Fotografien zusandte. Und obwohl sich die beiden nie persönlich begegneten, dauerte der Briefwechsel mehr als dreieinhalb Jahrzehnte, bis kurz vor dem Tode von Hermann Hesse.
Es war ein Gedankenaustausch von zwei Menschen, aber auch der Austausch von Geschenken in Form von Fotos von lyrischen Naturbildern, von Lyrik wie Prosa. Die beiden verband die Begeisterung für die Schönheit der Natur und der Glaube an ihren künstlerischen Auftrag als Impuls für die je eigene Formkraft.
„Wir beide als Verfertiger von hübschen Dingen haben ja manches Unbefriedigende, aber wir können doch immer wieder Menschen eine Freude machen, das ist nicht wenig“, schrieb Hermann Hesse an Max Baur.
Mit ihrer bühnengeschulten Stimme las Antonia Gottwald Hesse-Texte, die wiederum auf Baurs eigene literarische Versuche trafen. Fotografien als Dias auf einer großen Leinwand untermalten die Texte. Max Baur war ein Licht-Bildner, der mit dem Licht zu zaubern vermochte. Und vor allem die Wolkenbilder verzauberten die über 100 Besucher der Lesung.
Zum Schluss ihrer eindrucksvollen Lesung gab Antonia Gottwald noch eine komödiantische Einlage als Schauspielerin. Passend zur Lesung spielte sie überzeugend den Sketch „Der Fotograf“ von Karl Valentin.