Chiemgau-Alm-Festival

Uraufführung vor Naturkulisse

von Redaktion

Die Grassauer Blechbläser präsentieren am Sonntag eine Komposition von Hans Kröll als Uraufführung

Grassau – Wann hat man schon mal Gelegenheit, die bayerische Lebensart, musikalisch auf den Punkt gebracht, vor einer beeindruckenden Naturkulisse zu erleben? Mit einer Art Hörgemälde voll feiner Nuancen und Schattierungen erweisen die Grassauer Blechbläser ihrer Heimat im Rahmen des Chiemgau-Alm-Festivals ihre Referenz. Bei dem Bergkonzert am Sonntag, 8. Juli, um 14 Uhr wird das Ensemble am Rachlhang nahe der Rachlalm oberhalb von Grassau die Auftragskomposition „Eigensinn & Toleranz – die bairische Lebensart“ von Hans Kröll als Uraufführung präsentieren.

„Der Hang hat eine unglaubliche perfekte Akustik wie in einem Amphitheater, jedes Instrument ist traumhaft gut zu hören“, schwärmt Wolfgang Diem, Leiter des Grassauer Blechbläser-Ensembles. Bereits seit Jahren hat das weithin gefragte Ensemble Pläne verfolgt, eine speziell arrangierte Auftragskomposition von Hans Kröll aufführen zu können.

Der studierte Trompeter, Arrangeur und Komponist hat selbst fast zwei Jahrzehnte lang bei den Grassauer Blechbläsern mitgespielt und bis zu seinem Umzug nach München an der Grassauer Musikschule unterrichtet. Kröll wirkte an Produktionen des Münchner Residenztheaters und des Lustspielhauses mit und spielte mit der „Munich Brass Connection“ zum 125. Todestag von König Ludwig II. eine CD zum Mythos des Märchenkönigs ein. Die Tradition der Volksmusik weiß Kröll als Mitglied der Münchner Salettlmusi geschickt mit modernen Interpretationen zu verbinden.

„Bei der Auftragskomposition ,Eigensinn und Tole-ranz‘ hatten wir einen Weisenreigen für Bläser im Sinn“, erzählt Kröll aus den ersten Gesprächen mit Wolfgang Diem. Das Stück beginnt mit einem Alphorn-Introitus, der in c-Moll anfängt und in B-Dur ausklingt. „Es zeigt den Ursprung des Bläsertums, der sich aus mystischen Naturtönen entwickelt hat“, erklärt der Trompeter am Telefon, während er ge-rade zu einem Gastspiel in Stockholm weilt. Jodlerrufe zur Verständigung zwischen Berg und Tal klingen in dem Stück an, ebenso ein schmissiger Boarischer und tänzerisch-beschwingte Landler-Einlagen. „Ich habe immer wieder Bilder oder Szenerien vor Augen gehabt und diese dann musikalisch umge-setzt“, erzählt Kröll weiter. Bei „Am Kircherl“ etwa fühlt man sich in eine von der Sommersonne verwöhnte Blumenwiese versetzt und hört von Ferne immer wieder Orgelklänge, die von den Bläsern aufgegriffen und variiert werden.

„Es geht auch um Improvisation, einer fängt suchend an und die anderen steigen mit Begeisterung ein und entwickeln das Thema weiter“, ergänzt Ensemble-Leiter Wolfgang Diem. „Es sind einfach schöne musikalische Bilder für Eigensinn und Toleranz, die als Charaktereigenschaften auch unsere bayerische Heimat und die Mentalität unserer Region am Chiemsee prägen.“ Konzentriert, aber durchaus mit Sinn für Humor studiert der Posaunist zusammen mit seinen Bläser-Kollegen das Programm für das Chiemgau- Alm-Festival im großen Übungsraum unter dem Dach der Musikschule Grassau ein. „Gerade die Naturkulisse der Rachlwand eignet sich hervorragend für ein Thema aus Verdis Oper ,Nabucco‘ und Teile aus der Jazz-Suite Nr. 2 von Schostakowitsch“, verrät Diem.

Natürlich werden auch Klassiker wie der „Grassauer Zwiefache“ von Jan Koetsier zu hören sein. Im Anschluss an das Konzert vor der Rachlwand geht es um 15.30 Uhr in der Rachlalm zünftig weiter mit dem Damen-Quartett von „Kaiserspiel“.

Im Juli sind die Grassauer Blechbläser noch ein weiteres Mal zu hören. Vor einmaligem Panorama und mit Vollbesetzung sind die Grassauer Blechbläser am 20. Juli um 19.30 Uhr beim Konzert im Steinbruch in Marquartstein zu Gast. Auf dem Programm stehen Werke von Strauss, Wagner, Mozart, Verdi, Schostakowitsch und Krölls neukomponierter „Weisenreigen“.

Artikel 4 von 8