Kinderoper „Der Freischütz“ auf Gut Immling

Ein gar nicht so böser Bösewicht

von Redaktion

Für große Oper ist niemand zu klein – das bewies die Premiere der Kinderoper „Der Freischütz“ auf Gut Immling. Das Sternenzelt war voll besetzt. Die jüngsten der rund 200 Besucher waren im Kindergartenalter und auch sie ließen sich von Handlung und Musik begeistern.

Halfing – Der Begriff „Kinderoper“ hat auf Gut Immling zwei Bedeutungen: Auf der einen Seite wird die Welt der Oper Kindern zugänglich gemacht, auf der anderen Seite bekommen Kinder die Chance, zusammen mit professionellen Opernsängern auf der Bühne zu stehen.

Dass dieses Konzept ankommt, hat schon die kindgerechte Fassung der Oper „Der Liebestrank“ von Gaetano Donizetti im vergangenen Jahr bewiesen. Auch beim „Freischütz“ von Carl Maria von Weber in diesem Jahr geht es mitten hinein in die bunte Zirkuswelt – zumindest zu Beginn: Geplant ist eine Manegen-Show voller Attraktionen. Doch dann verbrennt sich Elefant Elfriede den Rüssel und Leo Löwe bekommt Zahnweh. Clown Pepina (Uschi Zobelt) hat die rettende Idee: Prompt wird als Ersatzprogramm der „Freischütz“ aufgeführt.

Pepina führt die kleinen Besucher ab diesem Zeitpunkt mit Humor und Einfühlungsvermögen durch die Handlung, in der es um den Kampf zwischen Gut und Böse, aber auch um Ehrlichkeit, Freundschaft und die Möglichkeit auf eine zweite Chance im Leben geht.

Auf den ersten Blick eignet sich die romantische Oper „Der Freischütz“ nicht unbedingt für kleine Kinder. Immerhin zieht der Jägerbursche Max in dem verzweifelten Verlangen nach Erfolg in die finsteren Abgründe des nächtlichen Waldes und der menschlichen Seele. Dementsprechend tragisch-düster fallen die meisten Inszenierungen für Erwachsene aus. Die Szenen in der spukhaften „Wolfsschlucht“ dürfen auch in der Kinderfassung auf Gut Immling nicht fehlen. Aber sie sind so kindgerecht dargestellt, dass sich selbst die kleinsten Besucher nicht fürchten müssen.

Grundsätzlich steht für Dramaturg Florian Maier fest, dass fast jede Oper Kindern zugänglich gemacht werden kann. Statt die Vorlage nur in Zeit und Handlung deutlich zu reduzieren, schuf er zusammen mit Ludwig Baumann und Uschi Zobelt aber eine ganz neue Bühnenfassung. Die musikalische Leitung übernahm erneut Iris Schmid.

Die Opernsänger Katja Bördner, Anastasia Churakova, Kosma Ranuer und Hoan Weigel sehen in ihrem Mitwirken eine Herausforderung. „Man braucht dafür enorm viel Energie“, meint Kosma Ranuer, der sowohl in der Fassung für die Erwachsenen als auch für die der Kinder den Bösewicht Kaspar verkörpert, aber bei der Kinderoper weit weniger finster auftritt.

„Kinder sind das anspruchsvollste und ehrlichste Publikum“, lautet die Erfahrung von Katja Bördner, die in dem Stück die Agathe spielt. „Man muss gar nicht anders spielen wie bei den Erwachsenen. Übertriebene Mimik und Gestik kommen auch bei Kindern nicht gut an“, meint sie.

Unterstützung bekommen die Profis bei ihrem Auftritt im Sternenzelt von Immling vom Kinder-Festivalchor Immling. Sie rundeten bei der Premiere mit ihrer Darstellung und ihrem Gesang das Stück perfekt ab.

Zu sehen ist „Der Freischütz“ für Kinder noch einmal am Sonntag, 15. Juli, um 14 Uhr. Karten sind erhältlich unter Telefon 08055/ 90340 oder unter www.gut-immling.de.

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