Amerang – Lindauer, ehemals Leiter der Wasserburger Volksmusiktage, ist ein ausgewiesener Experte, was alpenländische Volkslieder, ihre Komponisten aber auch Interpreten betrifft. Für das Programm „Auf boarischen Almen – Liada, Musi und Gschichten zwischen Loisach und Achental“ hat er die Familie Rehm aus der Volksmusikhochburg Garmisch-Partenkirchen und das Wössner Erntedankensemble unter Leitung des Unterwössener Volksmusikers Otto Dufter zusammengebracht. Eine prominente Besetzung, die Unterhaltung erster Güte verheißen ließ – und bot.
Wenn Elisabeth Rehm im Dreigesang mit Mutter Hildegard und Vater Waggi Lieder wie „Im Summa, wenn alles greant und blüaht“ und „Wann i auf die Almen geh, lass i mei Sorg daheim“ anstimmte, kreierte das eingespielte Familientrio damit ein Stück makellos heiler Bergwelt. Hoch musikalisch und zeitweise von meditativer Intensität das Spiel der Wössner, mit einem Repertoire aus Landler, Jodler und Polka aus der Feder von Tobi Reiser, Hans Wieholzer und anderen.
Eine Reminiszenz an die Großmeister der Klassik boten schließlich „A Schüssel und a Reindl“ nach Ludwig van Beethoven und Mozarts „Andante Grazioso“ in einem wunderbaren Arrangement von Otto Dufter.
Bert Lindauer ist ein Meister darin, unterschiedlichste Stimmungen zu erzeugen, wenn es um das Heimatgefühl geht, das die Volksmusik ja wie keine andere Gattung in ihren Texten verhandelt. Das romantische Bild junger Bergbauerntöchter, die sich den Sommer auf der Alm verdingen, verwirft er kurzerhand mit dem Kommentar, heute übernähmen auch gestresste Manager diesen Job, sozusagen als selbstverordnete Auszeit. Wem die Buttermilch schon von einer sächselnden Sennerin mit flotter Kurzhaarfrisur gereicht worden ist, der weiß, wie recht Lindauer hat. Mit seinen humorvollen Zitaten und Anekdoten, die gerne etwas schlüpfrig daherkommen, aber nie zotig, schafft der Griesstätter den Balanceakt zwischen verklärtem Heimatbegriff und nüchterner Realität.
Ein Lieblingssujet: „Die Alm und die „Sünd“. Das Lied „Von da Kappler Alm, … abi gschaut“, das von einem Buben erzählt, dessen Schatz ihm vom Tal herauf zuwinkt, konfrontiert Bert Lindauer mit einer nicht so braven Fassung des Lieds von der Kapellenalm, in der ein Jägersmann auf der Gams zur Alm hochschießt – und eine Sennerin trifft, die daraufhin den Weg zur Hebamme antreten muss …