A-cappella-Gesang in glockenreiner Perfektion

von Redaktion

Das Vokalensemble Queen‘s Six aus Windsor Castle trat in der Priener Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt auf

Prien – Royaler Konzertgenuss – diese Ankündigung hatte nicht zuviel versprochen, entfalteten doch die Queen’s Six – das sechsstimmige A-cappella-Ensemble der Queen aus Windsor Castle – in der vollbesetzten Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt ihre ganze Stimm- und makellose Intonationskraft. Das Sextett ist Teil des renommierten Männer- und Knabenchors der Hofkapelle und tritt bei Empfängen der königlichen Familie und in der Schlosskapelle von Windsor Castle auf.

Den Auftakt machte „Oh lord make thy servant Elizabeth our Queen“ von William Byrd. Von den kühnen Modulationen des „Christus factus est“ des mexikanischen Komponisten Hernando Franco, das sie am Hochaltar anstimmten, und dem barocken doppelchörigen „Laudate Dominum“ von Miguel Dallo y Lana ging es weiter zur Moderne mit zwei Stücken, die speziell für „The Queen’s Six“ komponiert, arrangiert und in Prien uraufgeführt wurden. „O clap your hands“ des britischen Komponisten Philip Moore und „God will be their light“ des Amerikaners Nico Muhly – zweimal großartige Spannung und atemraubende Klänge, dazu die strahlende, reine klassische Tenorstimme von Nicholas Madden – Gänsehaut mit Echo-Effekten.

Aber auch Spirituals sorgten für Erschütterung und Wohlgefühl gleichermaßen, sei es bei „The Dying soldier“ (Bass-Bariton Andrew Thompson hier als sterbender Soldat) oder bei dem kolossal beeindruckenden „Didn’t my Lord deliver Daniel“. Dass die sechs Profis aber auch weltlich können, zeigten sie dann bei den folgenden Stücken: Atmete das „Dance to your Daddy“ wiegende Rhythmen, so wurde es ruhiger mit „Early one Morning“. „Hicks“-(Schluckauf)-Einwürfe durch Bass Simon Whiteley umspielten das bekannte „What shall we do with the drunken sailor“, und „The mermaid“ gefiel durch mimische Einlagen.

Von Moll-Akkorden bei „Blue skies“ – ein jazziger Chorgesang von Irvine Berlin, einer der Höhepunkte des Abends – über „God only knows“ der Beach Boys hin zu „Hide and Seek“ von Imogen Heap – bei jedem Song wurde jede Note ausgekostet, da saß jeder Ton perfekt – A-cappella-Gesang in Reinstkultur. „Thriller“ von Michael Jackson: Nie war der Text verständlicher, nie die Melodien ergreifender, Tenor Dom (Dominic) Bland und seinen Mitstreitern sei Dank. Zum Schluss servierte das Ensemble ein Medley aus drei Popsongs – glockenrein, perfekt aufeinander abgestimmt, expressiv, verzaubernd, anrührend: „It’s raining men“, statt platter Pop-Attitüden ergreifende Worte, zartschmelzend versüßt durch Countertenor Dan (Daniel) Brittain. Nach minutenlangem Beifall gab das Ensemble als Zugabe ergreifend, wie unverkitscht und Ruhe atmend das „Irish Blessing“ von James E. Moore.

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