Internationale Masterclass

Am schönsten waren die Duette

von Redaktion

Abschlusskonzert mit zahlreichen Opernfreunden im Schloss Neubeuern

Neubeuern – Da waren’s nur noch fünf: Vier Sänger hatten abgesagt für die internationale Masterclass des Kammersängers Oskar Hillebrandt, die er nun schon zum dritten Mal in Neubeuern, wo er wohnt, abhielt. Das Abschlusskonzert fand im Schloss Neubeuern statt, und zahlreiche Opernfreunde hörten zu.

Der Saal, der sonst für Kammerkonzerte dient, war fast zu klein für die Opernstimmen, die mächtig aufdrehten. Oskar Hillebrandt, der auch humorvoll und kenntnisreich moderierte, erklärte am Anfang, was das Ziel dieser Masterclass sei: Aus- und Weiterbildung in Gesangstechnik, Gestaltung und Präsentation für die Sänger, die sich in ganz verschiedenen Ausbildungsstadien befinden, vom Anfänger beziehungsweise „Küken“, wie Hillebrandt schmunzelnd formulierte, bis zum fertigen Opernsänger, der nach einer Lebenskrise neu starten will. Am Klavier saß der meistbeschäftigte Künstler des Abends: Jean-Pierre Faber, der meisterlich jeden und alles begleitete.

Als Bariton-„Küken“ präsentierte sich Philipp Hincapie aus Lübeck, der nach einem Naturwissenschaftsstudium jetzt im Lübecker Opernchor singt. Er kann einen virilen Bassbariton vorzeigen, der aber in der Arie des Figaro aus Mozarts „Figaros Hochzeit“ („Non piu andrai“) noch etwas festsaß, der mehr Wendigkeit bräuchte und der die Konsonanten noch mehr als Sprungbrett für einen federnden Rhythmus benützen müsste.

Lebhaftes

Mienenspiel

Mit lebhaftem Mienenspiel und Anmut gestaltete Chiaki Toga aus Osaka/Japan ihre Arie der Susanna aus derselben Oper, in der sie ihren Sopran gezielt aufblühen ließ, aber noch nicht ganz die mozartische Legato-Süßigkeit erreichte. Lockerer wurden beide in dem Duett „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ aus Mozarts „Zauberflöte“.

Überhaupt waren die Duette die schönsten Darbietungen, wohl weil jeder sich am anderen anschmiegen konnte und jeder sich vom anderen inspirieren ließ. Kayo Hashimoto, Hillebrandts Frau, und Nahoko Nakagami, ebenfalls aus Osaka, machten ihre „Barcarole“ aus „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach ganz szenisch, indem sie von links auftauchten, sich annäherten, gemeinsam das Klavier umrundeten und gemeinsam singend wieder verschwanden, dabei den melodischen Schmelz dieses Duetts auskostend. Nahoko Nakagami sang später die Arie der Liu aus Puccinis „Turandot“ mit ein bisschen Luft in der Stimme und nicht perfektem Registerwechsel.

Kayo Hasimoto gehörte zu den „fertigen“ Sängern. Das zeigte sie imponierend in „O don fatale“, der Arie der Eboli aus Verdis „Don Carlos“, in der sie ihre kraftvolle Stimme dunkelglühend beben ließ, und vor allem in der Arie „Non piu mesta“ aus Rossinis „Cenerentola“, in der sie munter und hochvirtuos die vielen Koloraturentreppchen hinauf- und hinunterhüpfte.

Manfred Fink ist der Sänger, der nochmal durchstarten will. Er hat früher schon als Tenor der Düsseldorfer Oper Erfolge gefeiert. Er weiß, wie er den Spannungsbogen einer Arie anlegen und wie er Spitzentöne attackieren muss, dazu bewies er, dass er die Legato-Kultur beherrscht. So gab es heftigen Beifall und Bravo-Rufe nach seinen Arien, die er mit viel Strahlkraft seines herrlichen Tenors sang: „E lucevan le stelle“ aus Puccinis „Tosca“ und „Pourquoi me réveiller“ aus „Werther“ von Jules Massenet. Dass er auch das Komödiantische beherrscht, demonstrierte er in dem Duett „Komm mein Söhnchen“ aus Smetanas „Verkaufte Braut“ zusammen mit Hillebrandt.

Strömender

Lyrismus

Der musste, um das Fehlen der Sänger auszugleichen, die abgesagt hatten, auch öfters ran: Mit strömendem Lyrismus und weisem Gefühlsreichtum sang er den „Fliedermonolog“ des Hans Sachs aus Wagners „Meistersinger von Nürnberg“, finster-böse das teuflische „Credo“ des Jago aus Verdis „Otello“, dabei mit jeder Faser seines Leibes agierend.

Nach der Zugabe, der „Nessun-dorma“-Arie aus „Turandot“, gesungen von Manfred Fink, überreichte Oskar Hillebrandt die mit dem Neubeurer Wappen geschmückten Zertifikate dieser Masterclass.

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