Feldkirchen-Westerham – Dass Christian Ude auch ein humorvoller Geschichtenerzähler ist, zeigte der ehemalige Münchner Oberbürgermeister in seinem vergnüglichen Programm „Öha! Und andere Geständnisse – Szenen und Sketche aus dem politischen Leben“ im Schützen- und Trachtenheim Feldkirchen-Westerham. Eingeladen hatte Ude der sozialdemokratische Ortsverein. Zünftig aufgelockert wurde der Abend von der „Schnapsdog-Musi“.
Bürgermeister Hans Schaberl, den Ude wegen seiner urbayerischen Erscheinung als „griabigen Bilderbuchbürgermeister“ bezeichnete, forderte in seiner launigen Begrüßung die Menschen zum Wählen auf: „I wähl das, was für mi passt. Das nennt man Demokratie.“
„So viel Prozent der Bevölkerung hab ich bei mir in München noch nie gehabt“, freute sich Ude mit Blick auf den rappelvollen Saal. Mühelos gelang es dem sympathischen Politprofi, das erwartungsvolle Publikum mit seinen originellen und pointenreichen Anekdoten in den Bann zu ziehen. Udes exakte, trocken-distanzierte und jedes Wort gleichmäßig betonende Sprechweise, die bisweilen etwas an Loriot erinnerte, sorgte dabei immer wieder für Heiterkeit.
Viel Beifall erhielt bereits die Geschichte vom „Schwabinger Toni“, den Pförtner im Münchner Zeitungsverlag. Weil er aussieht wie ein Urbayer aus dem Bilderbuch, steigt er bald in allen Medien zum Werbeträger auf. Beim Schwabinger Bürgerfest der SPD ist der Toni als einziger Besucher pünktlich nachmittags um 3 Uhr präsent, aber natürlich nur wegen des Freibiers. Der damalige OB-Kandidat Max von Heckel wollte eigentlich nur ein Bad in der Menge nehmen, ist nun aber Tonis ehrlich-naiven Fragen ausgeliefert, die ihn total überfordern. Nachdem Ude den Toni als wichtigsten Mann im Münchner Zeitungsverlag vorstellt, wird Heckel redselig.
Als Toni Jahre später Hans-Jochen Vogel auf einer ähnlichen Veranstaltung mit der ungehörigen Feststellung überrascht: „Häh. Haben’s abgnommen!“, zeigt sich Vogel froh und geschmeichelt. Ungeduldig unterbricht er seinen jungen, dynamischen Pressesprecher Ude: „Ich ahne die Pointe. Heckel hat geglaubt, das ist der Pförtner.“
Witzig war die Anekdote „Die Hochzeit des edlen Ritters“ über die aus Werbegründen für die kommunale Wohnungsverwaltung extra anberaumte Hochzeit eines adligen Jusos, bei der Ude einen erheiternden Auftritt als Trauzeuge hatte. Die Konfrontation Udes ohne Hose mit einem fremden Mann mit Revolver nach Dienstschluss im Arbeitszimmer rief viel Gelächter hervor. Den erotischen Höhepunkt des Abends bildete die Geschichte von der Talkshow mit Maischberger und „Naddel“ Abd el Farrag, deren freizügiger Ausschnitt dem errötenden Ude die Bemerkung „Öha!“ entlockte.
Erotischer
Höhepunkt
Dass der Linkshänder Ude den Wiesnanstich, den er auch anschaulich demonstrierte, erstmal an einem leeren, dann einem mit Wasser gefüllten und schließlich einem vollen Bierfass üben musste, sorgte für viel Heiterkeit.
Zur Freude der Zuhörer erzählte Ude am Schluss noch vom einprägsamen Besuch Michael Jacksons im Münchner Rathaus. Als der Weltstar den Oberbürgermeister nicht gleich erkennt, fragt er: „Who?“. Erneut deutet der Protokollchef mit dem Finger auf den OB und antwortet: „He!“. Darauf Jacksons kurze Antwort: „Hi!“