Traunstein – Im dritten der Traunsteiner Sommerkonzerte waren getreu dem Thema Musik polnischer Komponisten Werke von Frédéric Chopin und Simon Laks zu hören.
Die dreisätzige Sonate für Violoncello und Klavier, die Simon Laks 1932 komponierte, brachte den Geist des Paris der 1920er und 1930er Jahre in die Aula des Annette-Kolb-Gymnasiums. Der Cellist Gabriel Schwabe und der Pianist Nicholas Rimmer schafften hochvirtuos an ihren Instrumenten eine Ambivalenz aus zum Teil unbeschwerten Anklängen mit Jazz-Einflüssen und immer wieder das Werk durchziehenden schräg-dissonanten Stimmungen. Kein „leichtes“, dafür aber umso spannenderes Stück, das in seinem enorm dichten Zusammenspiel den Interpreten vollste Konzentration abverlangte.
Das folgende Werk von Jörg Widmann, das Nachtstück für Klarinette, Violoncello und Klavier, war ein musikalisch-experimentelles Überraschungsbonbon. Für das 1998 komponierte Stück entlockten die Musiker den Instrumenten Töne, die zunächst nur schwer zuzuordnen waren. Kann ein Cello knarren und im Vibrato ellipsenartigen Nachhall erzeugen? Kann die Klarinette die Geräusche pfeifenden Windes produzieren, der echohaft in den Saiten des Violoncellos widerhallt? Rimmer sitzt nicht mehr am Flügel und schlägt die Tasten an: Er steht und greift in den Korpus des Flügels, um fast unheimliche Geräusche auf den Saiten erklingen zu lassen, denen er dann selbst durch furiose Tastenanschläge komplett andere Wendungen verpasst.
Mit Johannes Brahms Sonate für Klarinette und Klavier in f-Moll op. 120/1 kehrte man zurück zum Etablierten, wobei der kurze Ausflug in etwas andere Klangwelten die Aufnahmebereitschaft des Publikums geschärft zu haben schien. So vertieften sich die Zuhörer in Brahms viersätzige Sonate, folgten im ersten Satz (Allegro appassionato) einer Klage-Melodie, die wie ein leidenschaftlicher Dialog der Instrumente klang. Die Sätze zwei bis vier gefielen mit freundlicheren Stimmungen und einem seligen Gesang der Klarinette (Blaž Šparovec), der sich durch wundervolle Vorhalte im Klavier zu wehmütigem Ausdruck steigert. Eine Art Wiegenlied des Klaviers bildet das Gegenmotiv. Bevor der finale vierte Satz die Form eines fast übermütigen, humorvollen Rondos in F-Dur erreichte, verwöhnte im dritten Satz ein bodenständiger As-Dur-Ländler mit lustigem Klaviersolo.
Im zweiten Konzertteil stellte die Sonate für Violoncello und Klavier g-moll op. 65 von Frédéric Chopin höchste spieltechnische Anforderungen. Die Komposition seiner Cello-Sonate, zugleich sein letztes veröffentlichtes Werk, hat Chopin, der bislang nur Klaviersonaten komponiert hatte, schier zur Verzweiflung gebracht. Vor allem der erste Satz, der ganze 15 Minuten dauert, wollte einfach nicht so klingen, wie er es sich vorstellte.
Zur großen Freude der Besucher fanden sich in Gabriel Schwabe und Nicholas Rimmer aber zwei Interpreten, wie sie diesem Werk nicht besser stehen könnten. Mit spürbarer Liebe und großem Respekt vor der Musik Chopins schafften es die beiden, sich diese Sonate zu eigen zu machen.