Rosenheim – Vor 18 Jahren ist der Rosenheimer Buchkünstler und Grafiker Andreas Opperer im Alter von nur 50 Jahren an einer unheilbaren Krankheit gestorben. Zeichnungen, Druckgrafiken und Bücher aus seinem Schaffen sind noch bis 29. September in der Stadtbibliothek am Salzstadel im Eingangsbereich sowie im Treppenhaus und dem Kinderhaus ausgestellt.
Zusammen mit Ehefrau Brigitte Reich betrieb Opperer über 20 Jahre eine Druck- und Buchwerkstatt. Dort, bei der Edition „Hundsdruck“, entstanden bibliophile Kostbarkeiten. Er verband moderne Kunst und altes Handwerk, fand damit in der Kunstszene große Anerkennung und wurde zu zahlreichen Ausstellungen und Symposien im In- und Ausland eingeladen. Er war auch jährlich bei den Mitgliederausstellungen des Rosenheimer Kunstvereins vertreten.
Opperer hatte ein feines, manchmal kabarettistisches Gespür für die Kombination von Bild und Sprache, und etliche seiner 37 postkartengroßen „Brandmeldekarten“, die im Treppenhaus ausgestellt sind, machen den Betrachter ob ihres feinen Humors schmunzeln und auch nachdenken.
Im Erdgeschoss sind einige seiner großformatigen Linoldrucke ausgestellt. In verhaltener, meist bräunlicher Farbgebung sehen wir weitgehend gegenständliche Motive wie Pflanzen, aber auch eher abstrakte grafische Bildinhalte. Konkret fällt die Arbeit „Nimdusi“ von 2004 auf. Sie zeigt eine Hand, die ein Kernseifenstück mit ebendieser Aufschrift hält und darunter eine kleinere und eine größere Spirale, die wohl die wesentlichen Strukturen von Wasserstrudeln eines Abflusses darstellen.
In einer beleuchteten Vitrine sind Skizzenbücher und Buchkunstwerke Opperers ausgestellt, und sein Schwarzweiß-Porträt zeigt ihn in einem Schnappschuss konzentriert bei der Arbeit.
Im Kinderhaus werden Grafikblätter der Serie „Nützliche Helfer“ gezeigt, darunter so kindlich-geheimnisvolle Motive wie ein schräg von oben gezeichneter Tisch, dessen halbgeöffnete Schublade eine nicht näher definierbare kleine Kreatur zeigt. Am unteren Bildrand hat der Künstler in den geschmackvollen Lettern einer schlichten Typographie hinzugefügt: „In der Tischschublade befindet sich ein Lebewesen, das einfach alles versteht“ – eine zauberhafte, phantasievolle Arbeit.
Ein besonderer Spaß, der das sorgsame Betrachten und Lesen lohnt, sind die Motive der „Brandmeldekarten“. Hier finden sich unter anderem die witzigen „Wartestäbchen“, die einmal mehr in dieser Ausstellung den hintergründigen Humor Opperers darstellen.
Die Ausstellung in der Rosenheimer Stadtbibliothek am Salzstadel ist noch bis 29. September zu deren Öffnungszeiten dienstags bis freitags von 10 bis 19 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr zugänglich.