Musikforum Sachrang

„Ich will dir mein Herze schenken“

von Redaktion

Vergnügliches Abschlusskonzert eines Meisterkurses Gesang in der Pfarrkirche St. Michael

Aschau – Kammersängerin Professor Dr. h.c. Helen Donath, die zusammen mit ihrem Mann Professor Klaus Donath und Matthias Veit am Klavier den diesjährigen Meisterkurs Gesang beim Musikforum Sachrang leitete, hatte nicht zuviel versprochen: „Ich will dir mein Herze schenken“ – dieser Titel der gleichnamigen Arie aus der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach, zart gesungen von der US-amerikanischen Sopranistin Karen Schriesheim, umrahmte das gesamte Abschlusskonzert in der Sachranger Pfarrkirche St. Michael.

Die sechs Meisterschüler aus aller Herren Länder begeisterten als Solisten, aber auch im Duett aus Mozarts „Le nozze di Figaro“ mit ihrem Gesang, ihrer Ausdruckskraft, ihrer Dynamik und ihrer Präsenz. So konnten die zahlreichen Zuhörer ein Konzert erleben, bei dem die Meisterschüler, allesamt schon ausgebildete Sänger, scheinbar mühelos ihrer Schülerrolle entwuchsen und mit Leidenschaft ihre jeweilige Rolle ausfüllten.

Das Programm war ein klug zusammengestelltes Potpourri aus Oper, Operette und Liedern – anspruchsvoll, herausfordernd und vergnüglich, souverän von Matthias Veit am orchestralen Flügel begleitet. Der chinesische Tenor Jasper Sung überzeugte bei „Der Jäger“, „Danksagung an den Bach“ und „Das Wandern“ – mit einem fantastischen Marschrhythmus des Klaviers – aus Franz Schuberts Zyklus „Die schöne Müllerin“ mit wohltuender Artikulation und Dynamik.

Die österreichische Sopranistin Stefanie Wagner gab grandios „Die Christel von der Post“ aus der Operette „Der Vogelhändler“ von Carl Zeller, und bewies mit ihrem strahlenden Sopran, dass Operette keineswegs nur leichte Muse ist. Die Japanerin Yuina Honda war „Mimi“, die Hauptperson aus Giacomo Puccinis Oper „La boheme“, ausdrucksstark und leidenschaftlich. Bariton Michael Pinsker wuchs über sich selbst hinaus bei seiner Arie „Vi mnye pisali“ aus der Oper „Eugen Onegin“ von Peter Tschaikowsky, und Karen Schriesheim sang sich in die Herzen des Publikums mit der Arie „Einst träumte meiner sel’gen Base“ aus der Oper „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber. Bariton Malte Godglück gab den Scarpia in Giacomos Puccinis „Tosca“: Seine Arie „Tre sbirri… una carrozza“ war Dramatik und Inbrunst pur – der Flügel war da ein großes Orchester.

Als Zugabe erklang „Somewhere“ aus der „Westside Story“ von Leonard Bernstein: Sechs Sänger, ein Klavierspieler und ein einfühlsam dirigierender Klaus Donath – auch wenn Helen Donath nicht mit vorne stand, ihre Aura wirkte auch aus dem hinteren Teil des Kirchenschiffs.

Mitreißend und vergnüglich, wie diese sechs Sängerinnen und Sänger ihre jeweilige Rollen interpretierten – einfühlsam, zärtlich, temperamentvoll, ängstlich, gebieterisch, verliebt – da tat sich ein Feuerwerk an Charakteren auf. Fesselnd und glückselig machend, wie die Sänger mit dem Klang ihrer Stimmen spielten. Und nicht minder spannungsreich und beglückend war es, dem Pianisten zuzusehen, wie er unvergleichlich die klangliche Geste der Noten realisierte. Die Ansage Helen Donaths „Ich will dir mein Herze schenken“ hatte nicht zuviel versprochen.

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