Kleine Werkraumgalerie

Reise in eine Zauberwelt

von Redaktion

Ausstellung mit Werken von Peter Pusch und Josef Hamberger

Rosenheim – Maler und Galerist Alfons Röckl fühlt sich in seiner „Kleinen Werkraumgalerie“ derzeit wie in einem Zauberwald: Die Konstante ist sein bequemer, roter Ohrensessel aus Leder. Es scheint, als habe dieser sich auf eine Reise durch Raum und Zeit begeben und sei schließlich in einer bizarren Welt gelandet, in der Totholz lebendig wird und stumme Wächter auf Papier zum Leben erwachen.

Vor zehn Jahren fanden sich Josef Hamberger aus Riedering und Peter Pusch schon einmal für eine Ausstellung zusammen. Pusch arbeitete damals abstrakt, Hamberger figürlich. Diesmal ist es umgekehrt. Doch auch bei „Aus Holz und auf Papier“, so der Titel der aktuellen Ausstellung, bilden ihre Arbeiten eine gekonnte Einheit.

Peter Pusch zeigt rund 20 mittelformatige und auch einige größere Werke, gestaltet in unterschiedlichen Techniken: Ölpastell, Graphit, Kreide und Tusche. Besonders interessant ist seine Ritztechnik. Bei einigen seiner Werke braucht es einige Zeit und Ruhe, um die Figuren hinter den Pinselstrichen zu erkennen. Erst aus der Ferne offenbart sich dem Betrachter beispielsweise der „König und die Einflüsterin“. Passend zu einer Zauberwelt scheinen die beiden im Untergrund des Bildes nur darauf zu warten, an die Oberfläche zu gelangen und mit ihrem Gegenüber in Kontakt zu treten.

Immer wiederkehrendes Motiv sind die Wächter: Bis auf ein einziges, sehr geometrisch gehaltenes Exemplar sind sie alle klar erkennbar – der Speer in der Hand zeichnet sie aus. Dennoch wirken Puschs Wächter nicht martialisch, sondern zurückhaltend, beruhigend und beschützend. Warum ihn dieses Motiv über Jahre hinweg immer wieder beschäftigt, weiß Pusch selbst nicht so genau. Auf jeden Fall passen sie gut in eine Zeit, in der das Sicherheitsbedürfnis der Menschen immer größer wird. Ein anderes gern verwendetes Motiv von Peter Pusch sind Masken. Statt zu verbergen, zeigen sie das innere Gesicht der Menschen, mal ernst, mal nachdenklich und auch mal verspielt.

Nicht nur der Schaffensprozess von Peter Pusch hat sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt. Josef Hamberger „wagte“ sich nach eigenen Worten erstmals an die abstrakte Kunst. Das Ergebnis ist beeindruckend: Obwohl grob bearbeitet mit Kettensäge, Beil und Messer wirken viele seiner Werke leicht und filigran.

Hamberger verwendet für seine Arbeit ausschließlich totes Holz, überwiegend von Obstbäumen. Seine Werke bei der aktuellen Ausstellung wirken aber nicht tot, sondern sehr lebendig. Einige der Skulpturen erinnern an Organe, andere an Ranken oder gar Reptilien, die sich an den Wänden hoch schlängeln oder sich einen Weg vom Boden zur Zimmerdecke bahnen. Um etwas vollends Neues zu schaffen, griff Hamberger bei der Vollendung seiner Werke zur Spraydose. Die Struktur des Holzes ist hinter den Farbschichten kaum noch zu erkennen.

Zu sehen ist die Ausstellung „Aus Holz und auf Papier“ in der Kleinen Werkraumgalerie in der Heilig-Geist-Straße 4 in Rosenheim noch bis zum 5. Oktober, jeweils Mittwoch bis Samstag von 16 bis 19 Uhr.

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