Blues-Club Chiemgau

Chapeau, Mr. Bluesman

von Redaktion

Josh Smith kehrt beim Konzert in Rimsting sein Seelenleben mit emotionaler Wucht von innen nach außen

Rimsting – Der Mann hat den Blues – und wie! Die Gitarrentöne seiner Chapin T-Bird vom Typ Telecaster dringen direkt über die Ohren und alle Poren ins Kleinhirn, stellen Haare auf, versetzen den Körper in wiegende Bewegungen und sorgen für köstliches Körpererschauern – einfach zum Dahinschmelzen. Und das gleich beim Konzerteinstieg.

Was soll das in den nächsten zweieinhalb Stunden noch toppen auf der Bühne des „Blues-Club Chiemgau“ im ersten Stock des Rimstinger Feuerwehrhauses? „Die Hütte brennt“, wird der Volksmund in solchen Fällen gern zitiert. Das sei so weit schon mal vorweg gesagt. Was natürlich nur sinnbildlich und musikalisch zu verstehen ist.

Was Josh Smith in der Instrumentalballade „Penance“ mit einer unglaublichen emotionalen Wucht aus seinem Inneren nach außen kehrt, lässt zunächst mutmaßen, dass er irgendetwas aus seinem Leben aufzuarbeiten hat. Vielleicht ist es aber auch schlichtweg eine Hommage an Gary Moore? Denn unweigerlich erinnern diese ersten Töne an den Stil des nordirischen Bluesbarden, der uns einst solch schöne Seelenschmeichler wie „Still Got The Blues“ bescherte und leider – der Musikgott hab‘ ihn selig – Anfang Februar 2011 im Alter von 59 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts verstarb.

Dieser Gedankenblitz ist schnell verblasst, der nächste zündet durch: Beide haben etwas gemeinsam mit Roy Buchanan, einem der alten Gitarrenhelden von Smith und Moore, den sie bewundert haben. Und beide haben sich der alten Komposition „The Messiah Will Come Again“ des amerikanischen Bluesrockers (1936 bis 1988) angenommen und sie musikalisch bearbeitet, jeder auf seine Weise.

Bleiben wir bei Josh Smith: Der sympathische 38-Jährige aus Los Angeles zelebriert seine Version im kongenialen Zusammenspiel mit dem Bassisten Steven Jenkins und Schlagzeuger Vincent Fossett in einer Mischung aus urwüchsigem Blues, leidenschaftlichem Soul und Anleihen aus dem Jazz.

Die begeisterte Reaktion der über 100 Bluesfans spricht für sich; unter ihnen einige bekannte Gesichter der regionalen Gitarrenszene. Smith demonstrierte Song für Song mit seinem virtuosen, aber nie überladenen Gitarrenspiel eindrucksvoll, dass er zu recht nicht nur in der gitarristischen Fachwelt als Ausnahmemusiker und „Zukunft des Blues“ gehandelt wird. Raffinierte Arrangements, weit weg vomgängigen Zwölf-Takte-Blues-Klischee, unerwartete Akzente und Spannungsbögen in seinen Solis, die regelrecht nach Auflösung betteln, sind die Markenzeichen seiner Kompositionen und Songs – und damit kann er verdammt gut umgehen, wie auch mit seiner Stimme! Danke für dieses Erlebnis und – Chapeau, Mr. Smith.

Hut ab auch vor Blues-Club-Macher Horst Schmidmayer und seinem Team. Der frühere Geheimtipp hat sich – mittlerweile im fünften Jahr – mehr und mehr zum Pilgerort für Bluesfreaks entwickelt – dank der internationalen Szene-Größen, die Schmidmayer nach Rimsting holt. Am Freitag, 28. September, präsentiert der Blues-Club Chiemgau im Feuerwehrhaus ab 20.30 Uhr die „Not Really Bluesband“ aus Berlin.

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